Mahnung für Pressefreiheit

Unter dem Titel "Wahrheitskämpfer" sind in der Eingangshalle des Hessischen Landtags in Wiesbaden Porträts von inhaftierten und ermordeten Journalisten zu sehen.
Abgeordnete und Besucher des Hessischen Landtags passieren seit Mittwoch das mit Bleistift gezeichnete Porträt von Deniz Yücel, bevor sie den Plenarsaal betreten. Der in Flörsheim geborene Journalist sitzt seit rund zehn Monaten in der Türkei in Haft – wegen angeblicher Nähe zur als Terrororganisation eingestuften kurdischen Arbeiterpartei PKK.
An ihn und das Schicksal von knapp 80 weiteren inhaftierten und ermordeten Journalisten erinnert die Ausstellung „Wahrheitskämpfer“, die von der Frankfurter Künstlerin Susanne Köhler ins Leben gerufen wurde. Auf Initiative der Frankfurter Grünen-Landtagsabgeordneten Martina Feldmayer ist die Ausstellung für drei Tage in der Eingangshalle des Landtages zu sehen. Das Parlament sei der richtige Ort für die Ausstellung, sagte Feldmayer. „Hier wird der Grundstein dafür gelegt, dass die demokratischen Kräfte in Hessen bestehen bleiben.“ Auch Landtagspräsident Norbert Kartmann (CDU) warb bei der Eröffnung für die Meinungsfreiheit.
Künstlerinnen und Künstler aus mehreren Ländern haben die Porträts angefertigt. Manche sind schlicht mit Bleistift gezeichnet, andere aufwendiger mit Aquarell. Ein kurzer Text unter jedem Porträt informiert über das Schicksal. So unterschiedlich der Einzelfall ist – alle Journalisten haben gemeinsam, dass sie eingesperrt oder ermordet wurden, weil sie unliebsame Wahrheiten aufgedeckt haben.
„Die Ausstellung nötigt einem verdammt viel Respekt ab“, sagte der HR-Journalist Christopher Plass vom Vorstand der Landespressekonferenz Hessen. Die Journalisten hätten ihre Arbeit in dem Wissen gemacht, dass sie sehr gefährlich sei. Der Fall der Journalistin Caruana Galizia, die im Oktober 2017 auf Malta durch eine Autobombe getötet wurde, mache deutlich, dass die Pressefreiheit auch vor der eigenen Haustür gefährdet sein könne – „man kann nicht immer nur nach Lateinamerika oder Afrika schauen“. Die Ausstellung kann noch bis Freitag von angemeldeten Besuchern im Landtag besichtigt werden.
Informationen unter www.wahrheitskaempfer.de