1. Startseite
  2. Rhein-Main

Lufthansa darf billiger fliegen

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Jutta Rippegather

Kommentare

Der Kranich will künftig noch häufiger in Frankfurt landen. Das hat Lufthansa mit Fraport vereinbart.
Der Kranich will künftig noch häufiger in Frankfurt landen. Das hat Lufthansa mit Fraport vereinbart. © Andreas Arnold

Im Streit um Rabatte für Neukunden erzielen Fraport, der Betreiber des Frankfurter Flughafens, und Lufthansa eine erste Einigung. Lufthansa sieht sich gegenüber dem Konkurrenten Ryanair benachteiligt.

Lufthansa erhält am Frankfurter Flughafen die Möglichkeit, ihre Kosten kurzfristig zu senken. „Wir bekommen eine Entlastung in vergleichbarer Größenordnung wie Ryanair“, sagte Unternehmenssprecher Helmut Tolksdorf am Mittwoch der Frankfurter Rundschau. Das Volumen soll im niedrigen zweistelligen Millionenbereich pro Jahr liegen, sagten zwei mit der Sache vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.

In der am Mittwoch unterzeichneten Vereinbarung mit Fraport steht außerdem, dass die Airline auf ihrer Basis in Frankfurt weiter wächst. Um dies zu fördern, will die Flughafenbetreiberin im nächsten Jahr keinen neuen Antrag zum Gebührenentgelt stellen. Das heißt, es wird nicht so schnell zusätzliche finanzielle Anreize für Airlines geben, lärmarmere Maschinen einzusetzen. Belohnt werden hingegen neue Fluggesellschaften und neue Routen.

Von diesen Rabatten für Neukunden profitiert derzeit der Low-Cost-Carrier Ryanair, der seit März in Frankfurt an den Start geht. Lufthansa könnte mit ähnlich hohen Nachlässen rechnen, wenn sie mit ihrer konzerneigenen Billigflugplattform Eurowings dem Beispiel der Iren folgt. Ob dies im nächsten Jahr passiert, ist laut Sprecher Tolksdorf noch nicht entschieden.

An den neuen Entgelten hatte sich vor Monaten ein offener Streit entzündet. Lufthansa-Chef Carsten Spohr warf Fraport vor, Ryanair zu bevorzugen und pochte auf ähnlich hohe Nachlässe. Sonst, drohte er, werde er das künftige Langstreckengeschäft von der Basis in Rhein-Main auf andere Flughäfen verlagern. Im März folgte die Meldung, 15 der insgesamt 25 modernen Maschinen des Typs A350 würden in München stationiert. Vor drei Wochen kündigte die Airline dann an, sie werde fünf ihrer 14 A380-Jets von Frankfurt nach München verlegen und durch ältere A340-Maschinen ersetzen. Diese Entscheidung, hieß es, sei eine rein strategische und stehe keinesfalls in Zusammenhang mit dem Konflikt mit Fraport.

Komplett beigelegt ist der Zoff mit der Vereinbarung vom Mittwoch längst noch nicht. „Das ist ein erster Schritt“, sagte der Lufthansa-Sprecher. Die veröffentlichte Verlautbarung lässt ebenfalls vermuten, dass das Tauziehen eine Fortsetzung erfährt: „Ein Einstieg in weitere Gespräche über eine mittel- und langfristige Partnerschaft“ sei nun gefunden.

Für die SPD im hessischen Landtag ist die Kuh noch längst nicht vom Eis: „Es ist gut, dass endlich miteinander geredet wird“, sagte Fraktionschef Thorsten Schäfer-Gümbel in Wiesbaden. „Aber das eigentliche Problem ist nicht gelöst, die strategische Aufstellung der Systempartnerschaft Lufthansa/Fraport.“ Das werde noch einige Zeit brauchen. Positiv bewertete auch das Verkehrsministerium die Annäherung: Der wirtschaftliche Erfolg beider Unternehmen sei eng miteinander verknüpft. „Beide zählen zu den wichtigsten Arbeitgebern in der Rhein-Main-Region“, sagte Sprecher Marco Kreuter.

Wie es in der Mitteilung vom Mittwoch heißt, wollen die beiden ihre Effizienz steigern und Kosten senken. Durch eine bessere Auslastung der Infrastruktur wie Terminals, Busse oder Gepäckbeförderung oder einer besseren Vorplanung der Passagierentwicklung. Sie beabsichtigen zudem, gemeinsam um Kunden im „Non-Aviation-Bereich“ zu werben, also jenem wachsenden Geschäftsfeld, das nicht in direktem Zusammenhang mit dem Fliegen steht. „Wir wollen auch Wachstumspotenziale und damit neue Erlösquellen erschließen, um die Zukunftsfähigkeit und dauerhafte Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Frankfurt abzusichern“, sagte der Fraport-Vorstandvorsitzende Stefan Schulte. Mit Harry Hohmeister, Mitglied des Lufthansavorstands war er sich einig, dass dies ein „Neustart für noch intensivere Beziehungen“ sei.

Auch interessant

Kommentare