„Liebe ist die treibende Kraft“

Chasing Kurt heißt das Projekt dreier Musiker aus Gießen. Sie mixen Soul und Electro-Beats zu tanzbarem Deep-House. 2015 soll ihr zweites Album erscheinen. Unser Autor Timo Reuter hat die Musiker in ihrem Studio getroffen.
Im Hintergrund läuft der allerneuste Track. „Den haben wir erst letzte Woche aufgenommen“, sagt Pascal Blanché. Der 28-Jährige sitzt auf einem schwarzen Bürostuhl und schaut auf zwei große Bildschirme. Neben ihm hat Wojtek Kutschke Platz genommen. „Das ist kein Büro hier“, sagt der DJ und lacht. Der neue, von beiden produzierte Beat, der melodische, tiefe Bass und der soulige Gesang nehmen den kleinen Raum vollends ein. „Love is the answer to find the meaning“ ertönt es aus den Boxen. „Das charakterisiert unser Projekt sehr gut“, meint Pascal. „Jeder ist auf der Suche nach einem Sinn. Und Liebe ist die treibende Kraft.“
„Besser hätte ich nicht beschreiben können, was Kurt ist“, sagt der Sänger Lukas Poloczek. Der 31-Jährige sitzt auf dem dritten Stuhl und komplettiert das Gießener Musikprojekt Chasing Kurt, die jagenden Wölfe. „Das hat mit unserer Jagd nach musikalischen Ideen zu tun“, erklärt Wojtek den Namen. Zweimal pro Woche treffen sich die Freunde in ihrem Studio in Bad Nauheim. Dann verbindet sich die eindringliche Soul-Stimme mit den weichen Electro-Beats zu tanzbarem Deep-House.
„Kurt inspiriert uns“, sagen sie – und sind stolz auf das, was sie geschaffen haben. „Wir produzieren Stimmungen. Das Melancholische und das Motivierende“, sagt Pascal. „Das Soulige“, meint Lukas. Und Wojtek findet es „schwer, für Klänge Worte zu finden.“
„Momentan gibt es viel tun“, sagt Pascal. Die drei Musiker arbeiten an ihrem zweiten Album, das Ende 2015 erscheinen soll. Seit sie vor vier Jahren ihren erste Song „Daydream“ produzierten, machen die Gießener zusammen Musik – mit einigem Erfolg. Inzwischen hat das Trio regelmäßig Live-Auftritte von London bis Mexiko, teils vor Tausenden von Zuschauern. Der bisher erfolgreichste Song „From The Inside“ aus dem Jahr 2013 wurde nach fast 200.000 Klicks wegen eines Streits zwischen Google und der Gema aus YouTube genommen.
„Durch mehrere Auftritte im Monat können wir von der Musik leben“, sagt Lukas. Chasing Kurt soll erfolgreich sein. Aber vor allem soll es Spaß machen. Wojteks Augen strahlen, wenn er die elektronischen Musikgeräte erklärt, die vor den zwei Bildschirmen stehen. „Mit der Drummachine machen wir selbst Beats.“ Neben zwei Synthesizern steht ein überdimensionales Mischpult. Hier produzieren die Baumeister der Beats, Pascal und Wojtek, ihre sphärische Musik. Per Mausklick bauen sie eine Spur nach der anderen aneinander, Bass, Schlagzeug und Akkorde. Bis zu 50 solcher Spuren ergeben einen Song – allerdings erst, wenn Lukas die Rohfassung besingt.
Gänsehaut garantiert
„Bei uns gibt es fast nichts ohne Gesang“, sagt Wojtek. Zwei Jahre mussten er und Pascal darauf warten. „Seit 2008 machen wir zusammen Musik. Aber es fehlte was.“ Dann haben sie Lukas getroffen. Die drei ergänzen sich – und bereichern sich. In ihrem Studio probieren sie viel herum, suchen nach passenden Klängen. Es ist wie die Jam Session einer Band, nur elektronisch. Zur Demonstration arrangiert Pascal einen Orgel-Sound zu housigen Akkorden, die sich nach und nach zu einer Harmonie aufbauen.
An diesem Dezemberabend aber wollen die drei Musiker erst mal weiterarbeiten statt zu jammen. Lukas soll den Gesang für den neuen Song nochmal einsingen. Besonders live ist dann Gänsehaut garantiert.