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102 Castoren sind schon da

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In Biblis sollen weitere Castoren mit radioaktivem Material untergebracht werden. © picture alliance/dpa

Als „trockenes Zwischenlager“ soll Biblis den Atommüll besonders gut abschirmen - so stellt es das Bundesumweltministerium dar. Doch der BUND weist auf Schwachstellen hin.

Das Zwischenlager für Brennelemente im südhessischen Biblis ist ein gut 90 Meter langer und knapp 40 Meter breiter Betonbau. Im Inneren ist es unterteilt in einen Zugangs-, einen Technik- und zwei Lagerbereiche. Diese fassen laut der Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) 135 Castorbehälter. Aktuell lagern dort 102 Castoren mit abgebrannten Brennelementen aus dem stillgelegten Atomkraftwerk Biblis.

Neben dem Atommüll aus Biblis und drei anderen deutschen Kernkraftwerken sollen sechs weitere Behälter mit radioaktiven Abfällen aus der Wiederaufbereitung von Brennelementen in Großbritannien und Frankreich dort zwischengelagert werden.

Keine Kühlung nötig

Das Zwischenlager ist ein sogenanntes trockenes Zwischenlager. In solchen werden Castorbehälter so gelagert, dass die Wärme, die sie abgeben, ohne Zuhilfenahme der Kühleinrichtungen abgeführt werden kann. So kann ein Trockenlager dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BGU) zufolge Atommüll sicher unter Verschluss halten.

2006 hat das Zwischenlager in Biblis seinen Betrieb aufgenommen, genehmigt ist es bis 2046. Danach sollen die Castoren in ein Endlager gebracht werden, für das momentan ein Standort gesucht und das frühestens 2050 zu Verfügung stehen wird.

Laut Ministerium ist der Atommüll in allen trockenen Zwischenlagern dank der dicken Wände der Behälter gegen äußere Einwirkungen wie Erdbeben, Flugzeugabstürze oder Explosionsdruckwellen geschützt. Zudem schirmten sie die Strahlung ab und leiteten die Abwärme der radioaktiven Zerfallsprozesse ab. Kritisch werde es, sollte der primäre Deckel eines Behälters darin versagen, kritisiert unter anderem der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Dann gebe es keine Möglichkeit, den Primärdeckel im Zwischenlager für den Transport ins Endlager abzudichten. Dazu müsste eine Reparaturstation eingebaut werden, eine „heiße Zelle“, ein abgeschirmter Raum, von dem aus die Reparatur vorgenommen werden könne.

Außerdem kritisiert der BUND an der Anlage in Biblis, dass für die Einlagerung von Castoren keine Umweltverträglichkeitsprüfung mit Öffentlichkeitsbeteiligung vorliege und eine Neubewertung des Störfallrisikos insbesondere bei Flugzeugabstürzen notwendig sei. Unter anderem deswegen hatte der BUND einen Eilantrag beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof in Kassel gestellt, der diesen aber mit Verweis auf ein erhebliches öffentliches Interesse an der Einlagerung ablehnte.

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