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Weniger Organspenden in Hessen

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Von: Baha Kirlidokme

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Spenderorgane werden in speziellen Kühlboxen aufbewahrt.
Spenderorgane werden in speziellen Kühlboxen aufbewahrt. © Annette Zoepf

Das Potenzial wird nicht genutzt. Hessens Gesundheitsminister Klose ist für eine Widerspruchslösung.

Die Bereitschaft zur Organspende ist in Deutschland da. Potenziell. Rund 80 Prozent der Menschen in Deutschland haben laut einer aktuellen Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung eine positive Einstellung zu dem Thema. Dennoch seien die Zahlen der Organspenden vor allem in Hessen zurückgegangen, sagte Hessens grüner Gesundheitsminister Kai Klose am Mittwoch im Wiesbadener Landtag.

Deutschland brauche mehr aktive Auseinandersetzung mit dem Thema Organspende. „Es fällt niemandem leicht, sich mit der eigenen Sterblichkeit auseinanderzusetzen. Ich bitte Sie heute jedoch darum, sich intensiv mit dem Thema Organ- und Gewebespende zu befassen“, sagte Klose. Nicht zuletzt, weil dadurch Angehörige entlastet würden, denn in Deutschland gibt es seit 2012 die sogenannte Entscheidungslösung. Hierbei muss eine schriftliche Zu- oder Absage zur Organ- und Gewebeentnahme vorliegen. In der Regel geschieht das in Form des Organspendeausweises. Sollte bei einem Patienten oder einer Patientin der Hirntod eintreten, in Deutschland die medizinische Voraussetzung zur Organentnahme, aber weder eine schriftliche Zustimmung, noch ein Widerspruch zur Spende vorliegen, entscheiden die nächsten Angehörigen für die Person.

In Hessen hat das laut Jürgen Graf, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Frankfurt, dafür gesorgt, dass Ärzt:innen 14 hirntoten Patient:innen keine Organe entnehmen durften. Nahe Angehörige seien nicht auffindbar gewesen.

Das hessische Gesundheitsministerium befürwortet die sogenannte Widerspruchslösung, die in vielen anderen europäischen Staaten praktiziert wird. Nach dieser würde jeder Mensch, der nicht explizit Widerspruch einlegt, zum potenziellen Organspendenden.

Einige Länder, die das praktizieren, haben niedrigere Spendenzahlen als in Deutschland, das sich im letzten Drittel befindet. Andere dafür umso höhere, wie Spitzenreiter Spanien. Allerdings spielen in dem Land auch andere Gründe eine Rolle. Zum einen ist dort nicht der Hirntod entscheidend, sondern der Herzstillstand. In Deutschland müsse darüber aber überhaupt erst einmal „ethisch diskutiert werden“, so Ana Barreiros, Geschäftsführende Ärztin der Deutschen Stiftung Organtransplantation. Zum anderen ist die Organspende in Spanien zentralisiert, gut organisiert und es gibt mehr Koordinierungsteams.

Hessen baut Letzteres gerade aus. Klose wies auf mehr als 120 Transplantationsbeauftragte hin, die an Strategien arbeiteten, mögliche Organspendende zu kontaktieren. So ist die Zahl der Kontaktaufnahmen zwar gestiegen. Die Zahl der Spendenden ist aber dennoch zurückgegangen. Bis die Länder den Bund von der Widerspruchslösung überzeugten, müsse weiter auf Aufklärung gesetzt werden, so Barreiros.

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