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Nahverkehr
Weiteres Flatrate-Ticket in Hessen erhofft
- vonPitt v. Bebenburgschließen
Verhandlungen über Angebot für alle Bedienstete der Städte, Gemeinden und Kreise Hessens. Können sie künftig kostenlos Busse und Bahnen nutzen?
Die weit mehr als 100 000 Beschäftigten der Städte, Gemeinden und Landkreise in Hessen können auf ein Jobticket nach dem Vorbild der Landesbediensteten hoffen. Der Fraktionschef der Grünen im Landtag, Mathias Wagner, sagte am Donnerstag, dies sei der erhoffte nächste Schritt nach den vergünstigten Jahrestickets für Schülerinnen und Schüler, Auszubildende sowie Menschen über 65 Jahren.
Hessen sei „das Bundesland der günstigen Flatrate-Tickets für Busse und Bahnen“, heißt es in einem neuen Werbefilm der Grünen-Fraktion. Für die Kommunen arbeiten hessenweit rund 114 000 Menschen.
Die Gewerkschaft Verdi zeigte sich angetan. „Ein solches Ticket steigert die Attraktivität des öffentlichen Personennahverkehrs und stärkt den ÖPNV insgesamt“, stellte sie fest.
Fahrschein für Hessen
Das Schülerticket Hessen war 2017 angelaufen. Schülerinnen, Schüler und Auszubildende können für 365 Euro im Jahr mit Bussen und Bahnen durch Hessen fahren.
Für Seniorinnen und Senioren wurde das 365-Euro-Ticket 2020 eingeführt.
Die rund 150 000 Bediensteten des Landes Hessen erhalten seit 2018 ein kostenloses Landesticket. pit
Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) unterstützt das Vorhaben. „Ich bin dafür, dieses Prinzip der Flatrate-Tickets auf weitere Gruppen auszuweiten“, sagte er der Frankfurter Rundschau. In den Kommunen müssten jedoch „alle mitmachen, sonst funktioniert das nicht“.
Genau hier hakt es allerdings, denn die Voraussetzungen sind höchst unterschiedlich. Viele Städte haben bereits Jobtickets für ihre Bediensteten mit den Verkehrsverbünden ausgehandelt. In kleineren Gemeinden ist die Begeisterung hingegen oft nicht so groß, für ein solches Projekt zahlen zu müssen. Denn die Kosten würden an den Kommunen hängen bleiben, die gegenüber ihren Bediensteten als Arbeitgeber auftreten.
Der Hessische Städtetag wünscht sich ein einheitliches Jobticket nach dem Vorbild des Landestickets. Das würde bedeuten, dass die Beschäftigten kein Geld dafür bezahlen müssten und das gesamte Netz von Bussen und Bahnen in Hessen nutzen könnten.
„Unsere Mitglieder sind interessiert“, sagt der Referatsleiter des Städtetags, Michael Hofmeister. Mit dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) spreche man bereits seit mehr als zwei Jahren über das Thema. Bisher sei aber nicht geklärt, zu welchem Preis und mit welchen Leistungen die Verkehrsverbünde ein Jobticket anbieten könnten.
Skeptischer zeigt sich der Hessische Städte- und Gemeindebund (HSGB), in dem mittlere und kleine Gemeinden zusammengeschlossen sind. Unter den 400 Kommunen, die der Verband vertrete, nehme er „eine eher verhaltene Resonanz“ wahr, berichtete HSGB-Geschäftsführer David Rauber. „Mein Eindruck: Dringend vermisst wird es nicht, aktuell schon gar nicht.“ Die angespannte Finanzlage bei Land und Kommunen werde dazu führen, „dass die Priorität des einen oder anderen ,vor Corona‘ verfolgten Projekts hinterfragt“ werde, erwartet Rauber. Ein Jobticket sei zwar „nicht verkehrt“, doch fehle es vielerorts Stellen an attraktiven Anbindungen und „im Erfolgsfall werden volle Züge und Busse sogar noch voller und unattraktiver“.