Wege zum besseren Impfschutz

Die Nationale Konferenz diskutiert Konsequenzen aus den Erfahrungen in der Pandemie. Was wurde in Hessen festgestellt?
Die Pandemie hat das Impfen stark in den Fokus gerückt: Der Austausch des Impfstatus war zeitweise Thema Nummer eins privater Unterhaltungen. „Wir sollten das öffentliche Interesse nutzen“, sagt Clemens Hoch (SPD), rheinland-pfälzischer Minister für Wissenschaft und Gesundheit am Dienstag in Wiesbaden.
„Wahnsinniger Kraftakt“
Nach Ansicht von Hessens Sozial- und Integrationsminister Kai Klose (Grüne) wäre die Situation in den Krankenhäusern eine andere, wenn sich nicht so viele Menschen gegen Corona hätten impfen lassen. Die rasante Entwicklung eines hochwirksamen Impfstoffs sei „eine medizinische Sensation“. In einem „wahnsinnigen Kraftakt“ und begleitet von heißen Diskussionen um die Priorisierung sei es gelungen, relativ schnell jeden vor dem Virus zu schützen, der es wolle. „Jetzt stehen die Impfzentren wieder leer.“ Den nächsten Run erwartet Klose erst für den Fall, dass die Menschen sich erneut bedroht fühlen, die Infektionszahlen steigen, die Kliniken sich mit Corona-Infizierten füllen.
Sein Amtskollege von der anderen Rheinseite ist optimistischer. Sobald der mutationsangepasste Impfstoff angeboten werde – das wird voraussichtlich im September so weit sein –, stünden die Menschen vor den Impfzentren Schlange, prognostiziert Hoch. „So, wie wenn das neue iPhone herauskommt.“
Coronaimpfung
In Deutschland sind 76 Prozent der Gesamtbevölkerung gegen Corona grundimmunisiert. Mindestens 60 Prozent haben eine oder zwei Auffrischungsimpfungen erhalten.
In Hessen sind 75 Prozent der Bevölkerung grundimmunisiert, 57 sind einmal geboostert, 6 Prozent zweimal.
Die Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) bilden den Stand vom 13. Juni ab und liegen etwas niedriger als die der Landesbehörden.
Die zweite Auffrischung empfiehlt das RKI derzeit Menschen über 70 Jahre und vulnerablen Gruppen. jur
Rheinland-Pfalz und Hessen bilden eine Gesundheitsregion und sind gemeinsame Gastgeber der zweitägigen nationalen Impfkonferenz im Wiesbadener Kurhaus. Unter dem Motto „Impfen im Umbruch: Herausforderungen und Chancen durch die Pandemie“ diskutieren Expert:innen unterschiedlicher Disziplinen über neue Erkenntnisse und Strategien. Es geht um Covid, HIV, die Humanen Papillomviren HPV. Um „transparente und ehrliche Kommunikation statt Fake news“, sagt Klose.
„Wahnsinniger Kraftakt“
Impfen sei eine globale Herausforderung. Vielen der in Hessen aufgenommenen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine etwa fehle die Grundimmunisierung, den Kindern der für den Besuch von Kita oder Schule verpflichtende Masernschutz. Bei den deutschen Minderjährigen sehe die Lage besser aus, sagt Hoch. „In den Kinder- und Jugendarztpraxen läuft es gut.“ Wohingegen Erwachsene die regelmäßigen Auffrischungen oft vergäßen. Die Lösung sei der geplante elektronische Impfpass. „Der Blick darauf sollte beim Arztbesuch dann selbstverständlich sein.“
Die seit Covid verfügbaren Technologien der Impfstoffentwicklung hätten eine neue Epoche im Infektionsschutz eingeläutet, sagt Klose und warnt davor, sich in falscher Sicherheit zu wiegen. Das Virus sei weiterhin da und gefährlich. „Impfungen sind hochwirksame Instrumente, um schwere Krankheitsverläufe oder gar Todesfälle zu verhindern.“
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