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Hessen
Warnung vor Engpässen von Trinkwasser
- vonJutta Rippegatherschließen
Wasserversorger und Umweltschützer fordern neue Konzepte für den Umgang mit Trinkwasser. Es solle beispielsweise nicht weiter achtlos zum Wässern verwendet werden.
Corona ändert den Wasserkonsum: Wer im Homeoffice arbeitet, verbraucht mehr zu Hause und duscht auch schon mal etwas später. „Die Verbrauchsspitzen haben sich zeitlich verschoben und sind breiter geworden“, berichtet Bernd Petermann, Geschäftsführer des Zweckverbands Wasserversorgung Stadt und Kreis Offenbach und Vorstand der Verbands kommunaler Unternehmen (VkU).
Die Versorger hätten die Herausforderungen der Pandemie gut gemeistert. Was ihnen Sorgen bereitet, ist der wachsende Durst der Städte und der Klimawandel. Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnt anlässlich des Tags des Wassers am 22. März vor Versorgungsengpässen. „Die Klimakrise ist auch eine Wasserkrise. Ohne entschiedenes Handeln werden Wassermangelsituationen in Hessen künftig zur Regel“, mahnt Landesvorsitzender Jörg Nitsch.
Der Verbrauch in Frankfurt, Wiesbaden, Darmstadt oder Offenbach ist in den vergangenen drei Jahren um bis zu 20 Prozent gestiegen. „Unser Wasserrecht ist fast zu hundert Prozent ausgelastet“, sagt Petermann. Der Gesetzgeber räume der öffentlichen Trinkwasserversorgung Priorität ein, danach müsse die Politik auch handeln, mit Auflagen für neue Wohngebiete, ein „Umdenken“ beim Städtebau, finanziellen Hilfen für die Versorger und einer Beschleunigung bei der Vergabe von neuen Wasserrechten. Nicht wenige Anträge seien auch nach zehn Jahren noch nicht entschieden. Hinzu käme die Konkurrenz durch Landwirtschaft und Gewerbe.
Wenn es wochenlang nicht regne, werde jede Menge Trinkwasser verschwendet, sagt Petermann. Auf Feldern, in Privatgärten, in Pools. „Da muss Politik reagieren.“ Er denkt weniger an Verbote, sondern daran, das Bewusstsein zu schärfen. „In erster Linie handelt es sich um ein Lebensmittel. Man sollte es trinken statt auf die Wiese kippen.“ Die Versickerung von Regenwasser oder das Zurückhalten, das Verwenden von Brauchwasser müsse bei Neubauten zur Auflage werden. „Da sollte das Land die Kommunen nicht alleinlassen.“ Die Versorger selbst wünschen sich finanzielle Unterstützung bei Investitionen in technische Antworten auf den Klimawandel. „Wir müssen Behälter bauen, um die Kapazitäten in Spitzenzeiten abzudecken.“
Der BUND fordert „eine Klimaanpassungsstrategie“. Er unterstützt die Forderungen der Schutzgemeinschaft Vogelsberg nach einer Stärkung der Eigenversorgung in den Regionen, insbesondere im Rhein-Main-Gebiet.
Für „zwingend erforderlich“ hält Nitsch die Erweiterung der Rheinwasseraufbereitung. Die bestehende Anlage in Biebes-heim habe in den zurückliegenden Trockenjahren bereits am absoluten Limit gearbeitete. „Mit den zusätzlichen Kapazitäten könnte auch die Trinkwassergewinnung auf Kosten der Waldgesundheit beendet werden.“