Uniklinik-Beschäftigte im Streik: Streit um Profit oder Daseinsvorsorge

Ein Ärzteverein misst dem Arbeitskampf an der Uniklinik Gießen-Marburg bundesweite Bedeutung zu. Erstmal müsse einem privaten Arbeitgeber Entlastung abgerungen werden.
Zu Beginn der Frühschicht am Montag hat der Streik am privatisierten Universitätsklinikum Gießen-Marburg für einen Tarifvertrag Entlastung begonnen. Aufgerufen sind die nicht-ärztlichen Beschäftigten. Am Montag und Dienstag seien zunächst nur ausgewählte Bereiche wie die Operationssäle und die Radiologie aufgerufen, sagte Verdi-Gewerkschaftssekretär Fabian Dzewas-Rehm. Ab Mittwoch werde der Arbeitskampf ausgedehnt auf alle Beschäftigten. „100 Tage hatte der Arbeitgeber Zeit, die Streiks abzuwenden, und auch jetzt kann er den Streik jederzeit beenden, indem er auf die grundlegenden Forderungen der Beschäftigten eingeht.“
Bessere Arbeitsbedingungen
Verdi fordert für die Beschäftigten einen Tarifvertrag Entlastung, wie es ihn schon in vielen anderen Unikliniken gibt; mit schichtgenauen Personal-Patienten-Besetzungsregelungen für Stationen und Bereiche, einen Belastungsausgleich für den Fall, dass diese nicht eingehalten werden, Beschäftigungssicherung für alle Kolleg:innen sowie eine Verbesserung der Ausbildungsbedingungen.
Hohe Beteiligung
Vergangenen Freitag war das 100 Tage-Ultimatum abgelaufen, das die Beschäftigten dem Rhön-Konzern gestellt hatten. Drei Verhandlungsrunden mit dem Arbeitgeber hätten ohne „substanzielle Schritte Entlastung“ geendet, so der Gewerkschaftssekretär. Für Donnerstag, 30. März, ist das nächste Gespräch terminiert. Um einen geordneten Streik zu ermöglichen, hätten Verdi und Rhön sich auf eine Notdienstvereinbarung geeinigt, die sowohl die Patientensicherheit als auch das Streikrecht der Beschäftigten garantiere. „Es zeichnet sich bereits jetzt eine sehr hohe Beteiligung an den Streiks ab.“ Der Verein demokratischer Ärzt:innen erklärte sich am Montag solidarisch mit den Beschäftigten. „Wenn sie erfolgreich sind, wird das die Versorgung der Patient:innen und die Arbeitssituation entscheidend verbessern – auch für uns Ärzt:innen.“ Die große Bedeutung liege darin, dass ein solcher Entlastungs-Tarifvertrag erstmals einem privaten Konzern abgerungen werden müsse. „Es ist dies also auch eine Auseinandersetzung über die Prinzipien Profit oder Daseinsvorsorge, die bundesweit Bedeutung hat.“