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Statistik und soziale Probleme

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Von: Hanning Voigts

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Die Kriminalitätsstatistik der hessischen Polizei ist mit Vorsicht zu genießen. Aber sie erlaubt einige interessante Einsichten. Der Kommentar.

Grundsätzlich sollte man die Zahlen der polizeilichen Kriminalstatistik nicht überbewerten. Erstens finden sich in der Statistik nur Taten, die der Polizei bekanntwerden. In vielen Bereichen, etwa bei häuslicher Gewalt, gibt es aber ein großes Dunkelfeld. Und die Polizei findet oft nur das, was sie sucht, wenn sie etwa Racial Profiling betreibt und daher Drogen öfter bei nicht-weißen Menschen findet.

Außerdem gilt ein Fall für die Polizei als aufgeklärt, wenn ein Tatverdächtiger ermittelt wurde. Ob am Ende jemand verurteilt wird, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Die Gesellschaft wird sicherer, nicht unsicherer

Dennoch kann man anhand der aktuellen hessischen Statistik relevante Schlüsse ziehen. Der erste ist: Kriminalität ist ein abnehmendes Problem. Die Gesellschaft wird immer sicherer, auch wenn der subjektive Eindruck aufgrund aufgeregter Debatten ein anderer sein mag. Gerade die Taten, vor denen viele Angst haben, etwa Mord, Raub oder Wohnungseinbruch, kamen vor 20 Jahren noch deutlich häufiger vor.

Eine zweite Erkenntnis, die weniger banal ist, als sie klingt: Kriminalität ist ein soziales Phänomen. Sie entsteht da, wo ökonomische Sicherheit fehlt, wo soziale Infrastruktur bröckelt, wo der Druck der Verhältnisse groß ist. Diese Einsicht wird oft vergessen, wenn Kriminalität fälschlicherweise am „kulturellen Hintergrund“ festgemacht wird oder schärfere Strafen als Allheilmittel gegen Gewalt gefordert werden. (Hanning Voigts)

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