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Sexuellen Missbrauch in Hessen aufarbeiten: „Mit Betroffenen sprechen“

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Von: Peter Hanack

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Die Kirche hat bei vielen Menschen Vertrauen eingebüßt. Grund dafür ist vor allem der Skandal des sexuellen Missbrauchs und die schleppende Aufarbeitung. Im Bistum Limburg soll nun ein weiterer Schritt gegangen werden.
Die Kirche hat bei vielen Menschen Vertrauen eingebüßt. Grund dafür ist vor allem der Skandal des sexuellen Missbrauchs und die schleppende Aufarbeitung. Im Bistum Limburg soll nun ein weiterer Schritt gegangen werden. © Andreas Arnold/dpa

Die katholischen Laien im Bistum Limburg fordern weitere Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der Kirche. Jetzt sind „Erzählräume“ geplant, doch daran gibt es Kritik.

Die katholischen Laien im Bistum Limburg fordern, die Fälle von sexuellem Missbrauch in der Kirche weiter aufzuarbeiten. Dafür müsse vor allem auch mit den Betroffenen gesprochen werden. „Schweigen würde den Tätern helfen“, sagte dazu Dagmar Gerhards. Sie ist Teil des Teams, das im Bistum die mehr als 60 einzelnen Maßnahmen gegen Missbrauch verankern soll.

Die Limburger Diözesanversammlung, gewählte Vertretung aller Katholik:innen im Bistum Limburg, hatte am Wochenende im Wiesbadener Roncalli-Haus getagt. Man müsse Orte schaffen, wo sich Menschen austauschen könnten, so Gerhards. Gerade weil sexualisierte Gewalt lange tabuisiert worden sei, fehle es an grundsätzlichem Wissen, was Missbrauch mit Betroffenen mache. Es gebe viele Pfarreien, in denen Täterinnen und Täter gelebt hätten oder Missbrauch geschehen sei, „die regelrecht gelähmt seien“, weil es keinen Raum gebe, um darüber zu sprechen.

Aus der Tabuzone holen

Helfen sollen von Anfang nächsten Jahres an sogenannte Erzählräume. „Wir brauchen diese Räume, um dieser Wut auch einen Ausdruck zu geben“, sagte Gerhards. Diese seien ein Versuch, sexualisierte Gewalt aus der Tabuzone herauszuholen und das Schweigen darüber zu brechen. Die Erzählräume stellten eine gute Möglichkeit dar zu lernen, wie man sensibel und gut über sexualisierte Gewalt sprechen und damit Betroffenen helfen könne.

Kritik entzündete sich am Namen. „Erzählraum“ sei verharmlosend, monierten Redner:innen. Zudem brauche man ein klares rechtliches Verfahren, das auch für Betroffene transparent und nachvollziehbar sei, wie mit Beschwerden und Verdachtsfällen umgegangen werde. Kritik gab es auch daran, dass ein Pfarrgemeinderat der Einrichtung eines Erzählraums zustimmen müsse. pgh

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