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9-Euro-Ticket „sehr aufwendig“: Verkehrsverbünde und Politik plädieren für Nulltarif

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Von: Jutta Rippegather

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Die Bundesregierung verspricht günstige Nahverkehrstickets. Foto: Renate Hoyer
Die Bundesregierung verspricht günstige Nahverkehrstickets. © Renate Hoyer

Minister Al-Wazir plädiert beim ÖPNV-Monatsticket für einen befristeten Null-Tarif. Das sei einfacher umsetzbar. Die Verkehrsverbünde wollen nicht draufzahlen.

Frankfurt – Allein im Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) würden rund eine Million Stammkundinnen und Stammkunden von dem angekündigten Neun-Euro-Monatsticket profitieren. Viele haben ihre Fahrkarten im Voraus bezahlt und fragen sich, wie sie von den Vergünstigungen profitieren können, die die Ampelkoalition in Berlin in einer Nachtsitzung von Mittwoch (23.03.2022) auf Donnerstag (24.03.2022) aus dem Hut gezaubert hat.

„Wir gehen davon aus, dass sie bei der Sonderaktion angemessen berücksichtigt werden“, sagt Geschäftsführer Knut Ringat der Frankfurter Rundschau auf Anfrage. Und: „Wir stehen der Umsetzung des von der Bundesregierung angekündigten Neun-Euro-Angebots offen und positiv gegenüber, da die Aktion unsere Anstrengungen stärkt, Fahrgäste nach der Pandemie zurückzugewinnen, und wir alle Maßnahmen, die Bus- und Bahnfahren einfacher und attraktiver machen, unterstützen.“

9-Euro-Monatsticket in Hessen: RMV sieht komplexe Umsetzung

Komplex dürfte die Umsetzung werden. Automaten müssten umgestellt, im Voraus bezahltes Geld – etwa für das Jahresabo oder das Jobticket – mindestens gutgeschrieben werden. „Wir gehen davon aus, dass die Bundesregierung alle mit der Aktion verbundenen Kosten trägt“, sagt Ringat. „Hierzu gehören der Ausgleich von Einnahmenausfällen und Kosten für Zusatzfahrten sowie Aufwände für die organisatorische Abwicklung.“ Keinesfalls dürfe sich die Aktion negativ auf die Verkehrsunternehmen und Verkehrsverbünde auswirken, deren finanzielle Situation angesichts steigender Energiekosten und coronabedingt niedrigerer Einnahmen bereits schwierig sei.

Vieles sei noch unklar, sagt Sabine Herms, Sprecherin des Nordhessischen Verkehrsverbunds (NVV). Nach „umfangreichen Konkretisierungen durch die Bundesregierung“ sei eine Abstimmungen mit der Landesregierung erforderlich. „Sobald die Rahmenbedingungen geklärt sind und die Angebotsgestaltung abgeschlossen ist, informiert der NVV die Öffentlichkeit gemeinsam mit seinen Fahrgästen über das weitere Vorgehen.“ Alle hätten großes Interesse daran, diesen Teil des Energie-Entlastungspakets zeitnah umzusetzen.

9-Euro-Monatsticket in Hessen: Verkehrsminister Al-Wazir plädiert für Nulltarif

Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) erscheint die Umsetzung „sehr aufwendig“. Eine einfachere Lösung wäre es, die Fahrt mit Bus und Bahn für drei Monate komplett kostenfrei anzubieten – „und zwar für denselben Zeitraum wie die Senkung der Energiesteuer auf Diesel und Benzin“. Dies hätten die Verkehrsminister der Länder dem des Bundes vorgeschlagen. „Ein solches befristetes kostenloses Angebot wäre einfacher umzusetzen und entlastet nicht nur die regelmäßigen Nutzerinnen und Nutzer, sondern könnte für viele ein Anreiz sein, den umweltfreundlichen öffentlichen Nahverkehr einmal auszuprobieren.“

Es sei keine Frage, dass nicht nur Autofahrerinnen und Autofahrer, sondern auch Fahrgäste der öffentlichen Verkehrsmittel entlastet werden müssten, so Al-Wazir. „Wichtig ist, dass diese Entlastung kundenorientiert abläuft und auch die Verkehrsverbünde in den Ländern organisatorisch nicht überfordert.“ Wie der Minister ergänzt, hänge die Nutzung von Bus und Bahn nicht allein vom Preis ab, „sondern auch von der Qualität des Angebots: von Pünktlichkeit, einem dichten Takt, komfortablen Fahrzeugen, einem insgesamt attraktiven Angebot“. Hierzu müsse der Bundesverkehrsminister endlich Vorschläge auf den Tisch legen. (Jutta Rippegather)

Kommentar: Ist das 9-Euro-Monatsticket im ÖPNV für Hessen Erleichterung oder enormer Aufwand?

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