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Löwensenf: Paarlauf in Wiesbaden

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Von: Jutta Rippegather, Hanning Voigts

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Annika Hocke und Robert Kunkel während des Paar-Kurzprogramms bei den ISU-Europameisterschaften im Eiskunstlauf in Espoo.
So elegant wie Annika Hocke und Robert Kunkel bei den ISU-Europameisterschaften sind die Landtagsabgeordneten im Paarlauf nicht. © Heikki Saukkomaa/Imago

Putzig, grantig und noch ein großes Geheimnis: die Dreamteams. Die FR-Kolumne aus dem hessischen Landtag.

Die Grünen haben den geheimen Weg zum Wahlsieg zugespielt bekommen. Der ist in Gefahr, nur ein „tierisch gutes Team“ kann ihn retten. Genauer: ein Paar, bestehend aus einem zweibeinigen Schaf und einem zweibeinigen Hund, beide mit Brille. Die tollen durch den Fraktionsflur und eines der Treppenhäuser des Landtags. Das Schaf ist der verkleidete Tarek Al-Wazir, der Hund Angela Dorn. Am Ende des kurzen Videoclips stehen Hessens Minister für Wirtschaft und Verkehr sowie die Landesministerin für Wissenschaft und Kunst gemeinsam auf dem Siegerpodest.

Findet ihr das lustig?

So einfach stellen sich die Grünen das also vor. Sich lustig verkleiden, ein kurzes Filmchen drehen, es auf Twitter verbreiten – so sind Landtagwahlen zu gewinnen. Ganz ohne Materialschlacht, ohne Plakate, ohne Infostände, öffentliche Veranstaltungen mit bundespolitischer Prominenz. Ganz nachhaltig. Soll CDU-Spitzenkandidat Boris Rhein doch mit seiner Limousine durch ganz Hessen touren, um sich bekanntzumachen. Soll Nancy Faeser doch ihre Energie damit verschwenden, sich gegen immer neue Anfeindungen zu wehren. Die Grünen haben den Dreh raus, wie man ganz harmlos von sich reden macht. Durch sinnentleerten Blödsinn, der jeglicher politischen Botschaft entbehrt. „Findet ihr das lustig?“ fragt ein ratloser Twitter-User. Dabei drängt sich auch eine andere humorlose Frage auf: Habt ihr nichts Wichtiges zu tun? Zum Beispiel mehr Sozialwohnungen bauen oder endlich den Zukunftsvertrag für die privatisierte Uniklinik Gießen-Marburg abschließen?

Eines ist den beiden drolligen Grünen mit den Schlappohren gelungen: Sie haben dem anderen Paar dieser Woche noch in letzter Minuten den ersten Platz in unserer wöchentlichen Landtagsglosse „Löwensenf“ abgejagt.

Und dabei handelt es sich um Waldorf und Statler, die beiden Grantler-Rentner von der Muppet-Show. Von der Loge aus kommentieren sie bekanntermaßen das Geschehen auf der Puppenbühne im doppelten Sinn von oben herab. Ohne sie wären die Nummern mit Kermit dem Frosch oder die „Schweine im Weltall“ mit Miss Piggy nur halb so lustig.

Grüße aus der Muppets-Show

Bei der Expertenanhörung zum geplanten Versammlungsfreiheitsgesetz wurden Erinnerungen an diese beiden alten weißen Männer wach, die alles besser wissen. Hervorgerufen von zwei Landtagsabgeordneten, denen mit ihrem Austritt aus der AfD ihr Fraktionsstatus verlorengegangen ist. Vom Ende des Saals aus kommentierten die beiden laut und munter, was die da vorne ihrer Meinung nach alles falsch machten. Von ihrem Rede- und Antragsrecht machten die beiden keinen Gebrauch. Ein Dreamteam, die beiden.

Und am anderen Ende des politischen Spektrums? Da wird auch noch ein Traumpaar gesucht. Die Linkspartei hat nämlich, wenn man sich die Umfragen so ansieht, allen Grund, sich Sorgen um ihren Wiedereinzug in den Landtag zu machen. Beim vorigen Mal, 2018, gab es noch satte 6,3 Prozent, aber damals gab es halt auch noch das weit über die Partei hinaus beliebte Zugpferd Janine Wissler. Die versucht ja mittlerweile mit mäßigem Erfolg, die Bundespartei in Berlin zusammenzuhalten. Jedenfalls: Die Linken brauchen Spitzenkandidat:innen, und es spricht einiges dafür, dass es diesmal zwei sein werden, ein Mann und eine Frau. Verraten wird natürlich nichts. Wer wären wir, einem Parteitag der Linkspartei vorzugreifen?

Jutta Rippegather und Hanning Voigts berichten für die FR aus dem hessischen Landtag. Einmal die Woche geben sie ihren Senf dazu. Alle Kolumnen im Internet unter: fr.de/loewensenf

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