Lebensmittelskandal in Hessen: ein Neuanfang ist nötig
Schluss mit der Praxis, Missstände unter den Teppich zu kehren, meint FR-Redakteurin Jutta Rippegather.

Vergammelte Wilke-Wurst, Salmonellen bei Ferrero, verseuchte Gurken im Klinikessen. Das sind nur drei Beispiele aus der Liste der Lebensmittelskandale der Republik. Verbraucherschutz, scheint es, ist keinen Cent Wert im Land der verschlungenen Lieferketten, die kaum nachvollziehbar sind. Erschütternd ist erneut die miese Informationspolitik.
Zum verseuchte Krankenhausessen geschwiegen
Diverse Behörden wussten spätestens seit Februar um die Missstände in dem Betrieb im Kreis Groß-Gerau; inklusive dem Ministerium. Die Verantwortlichen würden bis heute schweigen, wenn die Medienveröffentlichung sie nicht zum Reden gezwungen hätte. Offiziell sind vier Menschen durch mit Listerien verseuchtes Krankenhausessen erkrankt. Nur die Spitze des Eisbergs? Wen belieferte der Schnittbetrieb noch? Warum gab es keine Warnung nach Bekanntwerden des Skandals? Es gibt noch sehr viel mehr offene Fragen, die die Menschen im Land tief verunsichern.
Zum verseuchten Krankenhausessen geschwiegen
Sie müssen Antworten bekommen. Hessen hat aus dem Wilke-Skandal Konsequenzen gezogen. Die Situation mag besser sein als in manch anderem Bundesland. Doch nur ein paar Stellschrauben drehen, das reicht nicht. Das komplette System bedarf eines Neuanfangs. Lebensmittelkontrolle gehört in die Hände einer zentralen personell und finanziell gut ausgestatteten Landesbehörde. Und: Missstände dürfen nie wieder unter den Teppich gekehrt werden.