Landtagsbeschluss: Was Hessens neue Lehrkräfte jetzt lernen sollen
Digitalisierung, Deutsch, Inklusion und Ganztag: Das neue Lehrkräftebildungsgesetz soll besser auf den Beruf vorbereiten. Doch obwohl es mehr Inhalte gibt, bleibt die Studienzeit gleich.
Der hessische Landtag hat am Mittwoch mit den Stimmen von CDU, Grünen und dem fraktionslosen Abgeordneten Rolf Kahnt ein neues Lehrkräftebildungsgesetz beschlossen. Studium, Referendariat und Weiterbildung sollen modernisiert und besser miteinander verzahnt werden. Die Opposition fürchtet dagegen, dass die Ausbildungsqualität sogar schlechter wird.
Digitalisierung, Deutsch als Bildungssprache, Inklusion, Ganztagsunterricht und berufliche Orientierung sollen künftig eine größere Rolle in der Ausbildung der hessischen Lehrkräfte spielen. Auch die Integration sowie die Medienbildung sollen das gesamte Studium, Referendariat und Weiterbildung als Querschnittsthemen durchziehen. Ein elektronisches Portfolio soll die Lehrkräfte das Berufsleben lang begleiten und deren Kompetenzen dokumentieren.
Gestiegene Anforderungen
So sieht es das neue Lehrkräftebildungsgesetz vor, das der Landtag nun beschlossen hat. Es tritt nach der Veröffentlichung im Staatsanzeiger in Kraft und soll schon von diesem Jahr an die Lehramtsstudiengänge reformieren.
Nach Einschätzung von CDU und Grünen werden damit künftige Pädagogen und Pädagoginnen auf die gestiegenen Anforderungen ihres Berufs besser als bisher vorbereitet. Kultusminister Alexander Lorz (CDU) betonte, mit der Verzahnung der drei Phasen werde eine Ausbildung aus einem Guss geschaffen. Auch würden mit der Einführung eines Praxissemesters Theorie und berufliche Wirklichkeit miteinander verknüpft. Dazu wird das in den vergangenen Jahren erprobte Praxissemester nun flächendeckend eingeführt. Es finde in der zweiten Hälfte des jeweiligen Studiengangs statt.
Studienzeit unverändert
Die Opposition sieht dagegen wesentliche Punkte nicht erfüllt. Ein Hauptkritikpunkt: Die Studienzeit bleibt unverändert, obwohl die Anforderungen erhöht und Inhalte erweitert worden seien. „Die neuen Ziele gibt es nur auf dem Papier, aber nicht in Wirklichkeit“, kritisierte Christoph Degen (SPD). Eine Verlängerung der Studienzeit sei unausweichlich, führte auch Moritz Promny (FDP) an. Sonst drohe ein Qualitätsverlust.
Vor allem die Attraktivität des Grundschul-Lehramtsstudium werde nicht erhöht, monierte Elisabeth Kula (Linke). Dort ist die Studiendauer mit sieben Semestern inklusive Prüfung besonders kurz. Gleichzeitig werde dort ein so genanntes Langfach einführt, das intensiver studiert werden solle.
Einig in der Kritik waren sich die Vertreter:innen der Opposition auch in der von Schwarz-Grün in das Gesetz geschriebenen Vereinheitlichung der Ersten Staatsprüfung. Dies schränke ohne Not und Anlass die Freiheit von Forschung und Lehre der Hochschulen ein.