Gedenken an das Ende des Nazi-Terrors: Der 8. Mai wird kein Feiertag in Hessen
Im hessischen Landtag wird über das Gedenken ans Kriegsende debattiert. Die Linke findet keine Mehrheit dafür, ihn zum gesetzlichen Feiertag zu erklären.
Der Tag des Kriegsendes von 1945, der 8. Mai, wird nicht zum gesetzlichen Feiertag erklärt. Allerdings denken die Abgeordneten des hessischen Landtags darüber nach, wie an seine Bedeutung mit einem regelmäßigen Gedenken erinnert werden kann.
Am heutigen Samstag wird eine Gedenkveranstaltung, die in dieser Woche aufgezeichnet wurde, im Internet gestreamt. Nach dem vorab verbreiteten Manuskript sagt Landtagspräsident Boris Rhein (CDU) dort: „Der 8. Mai markiert die vollständige militärische Niederlage des nationalsozialistischen Deutschlands und zugleich ist der 8. Mai auch eine tiefe Zäsur in der deutschen und europäischen Geschichte.“

Die Linke sieht in dem Datum den „Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus“ und „des damit verbundenen Endes des Zweiten Weltkriegs“. Der Linken-Abgeordnete Hermann Schaus erinnerte in einer Landtagsdebatte daran, dass Europa „durch den fanatischen deutschen Vernichtungskrieg“ in Schutt und Asche gelegt worden sei, und er rief „die bis heute unvorstellbaren Verbrechen der Shoah“ in Erinnerung.
Online zu sehen
Am Samstag, 8. Mai, ab 11 Uhr zeigt der hessische Landtag die Aufzeichnung der Veranstaltung zum Gedenken an das Kriegsende vom 8. Mai 1945 unter https://hessischer-landtag.de sowie auf Youtube und auf Facebook. Die Aufzeichnung steht ab dann im Netz und ist auch später abzurufen.
Gerhard Wiese, Zeitzeuge und ehemaliger Oberstaatsanwalt, spricht bei der Veranstaltung mit dem Frankfurter Geschichtsprofessor Christoph Cornelißen über die Bedeutung des Datums. Davor redet Landtagspräsident Boris Rhein (CDU). Dazu gibt es Musik vom „Duo Brilliante“. pit
Innenminister Peter Beuth lehnt Gedenktag zum Kriegsende ab: „Landtag nicht zuständig“
Seine Fraktion beantragte, den 8. Mai in Hessen zum gesetzlichen Feiertag zu erklären. Das lehnte die Mehrheit im Landtag jetzt ab. Nur die SPD teilte die Absicht, da ein Feiertag „das richtige Signal“ gebe, wie ihr Abgeordneter Günter Rudolph hervorhob.
Die anderen Fraktionen meldeten Bedenken an. Innenminister Peter Beuth (CDU) argumentierte formal: Der Landtag sei nicht dafür zuständig, den 8. Mai zum Feiertag zu erheben, sagte er.
Name | Peter Beuth |
Partei | CDU |
Position | Innenminister Hessen |
Alter | 53 Jahre (3. Dezember 1967) |
Sein CDU-Kollege Christian Heinz nannte es „unangemessen“, den 8. Mai zu einem Feiertag zu erklären. Er sei vielmehr ein „Tag des Nachdenkens“. Einerseits sei er „nach diesem einzigartigen Unrecht und Schrecken ein Tag der Befreiung“ gewesen. Andererseits könnten Menschen, deren Häuser bombardiert oder die aus ihrer Heimat vertrieben worden seien, den Tag nicht als Befreiung empfinden, formulierte Heinz. Daher sei der 8. Mai „natürlich kein Feiertag wie der 3. Oktober, wo wir Deutschen uns uneingeschränkt freuen können“.
AfD empört mit „Versuch der Relativierung“ des Nazi-Terrors
Ein Jahr lang war der Antrag im Geschäftsgang gewesen, ohne dass sich die Fraktionen verständigen konnten. Der Linke Schaus bedankte sich bei Landtagspräsident Boris Rhein (CDU), der sich „sehr um eine einvernehmliche Lösung bemüht“ habe. Die Grünen-Abgeordnete Eva Goldbach versuchte zu vermitteln: Man sei sich nicht einig, ob der 8. Mai im Hessischen Feiertagsgesetz geregelt werden solle. Aber es sei ein gemeinsames Anliegen, ihn zu einem „Gedenk- und Erinnerungstag“ zu machen.
Für Empörung bei den übrigen Fraktionen sorgte die AfD. Ihr Abgeordneter Frank Grobe stellte in den Mittelpunkt, dass alliierte Soldaten zum Kriegsende Tausende deutscher Frauen vergewaltigt hätten. Das sei ein „Versuch der Relativierung“ der deutschen Verbrechen, entgegnete Christdemokrat Heinz. (Pitt v. Bebenburg)