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Keine Ruhe im Bistum Limburg: Prominenter Rücktritt im Zusammenhang mit Übergriffen

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Von: Peter Hanack

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Wolfgang Rösch (63) war fast zehn Jahre Generalvikar im Bistum Limburg. Bis er jetzt zurückgetreten ist.
Wolfgang Rösch (63) war fast zehn Jahre Generalvikar im Bistum Limburg. Bis er jetzt zurückgetreten ist. © Michael Schick

Generalvikar Rösch gibt wegen Fehlern im Umgang mit übergriffigem Verhalten sein Amt auf. Ein Beschuldigter hatte sich das Leben genommen, Bischof Bätzing war nicht über Anschuldigungen informiert.

Der Verwaltungschef des Bistums Limburg, Wolfgang Rösch, ist am Montag überraschend zurückgetreten. Rösch, der als rechte Hand von Bischof Georg Bätzing seit fast zehn Jahren die bischöfliche Verwaltung mit rund 1500 Mitarbeitenden leitete, begründete seinen Amtsverzicht mit Fehlern im Zusammenhang mit Übergriffen, die dem damaligen Leiter des Limburger Priesterseminars, Christof May, vorgeworfen wurden.

Wie das Bistum am Dienstag mitteilte, hatte Rösch den Bischof nicht über die Vorwürfe gegen den May informiert, von denen er seit 2015 Kenntnis hatte. Bätzing hatte May im Frühjahr 2018 zum Leiter (Regens) des Priesterseminars und zum Bischofsvikar für Kirchenentwicklung berufen. Seit Dezember 2019 war May zudem Domkapitular.

Jurist belastet Rösch

Als Mitte 2022 die Vorwürfe gegen May öffentlich wurden, hatte Bätzing ihn von seinen kirchlichen Ämtern freigestellt. Zuvor waren dem Bistum „Hinweise auf tatsächliche Anhaltspunkte für den Verdacht einen übergriffigen Verhaltens“ gegenüber erwachsenen Personen gemeldet worden. Einen Tag nach seiner Freistellung, am 9. Juni 2022, war May tot aufgefunden worden. Die Umstände und ein Abschiedsbrief ließen auf einen Suizid schließen. Im November teilte das Bistum mit, die Vorwürfe hätten sich erhärtet.

In der Folge beauftragte Bätzing einen externen Juristen, um zu klären, ob Rösch bereits 2015 von den Vorwürfen wusste und wie er damit umgegangen war. „Die Ergebnisse des Juristen liegen nun vor und haben mir deutlich gemacht, dass ich Fehler gemacht habe“, schreibt Rösch in einem vom Montag datierten schreiben an die Mitarbeiter:innen des Bistums, das der Frankfurter Rundschau vorliegt.

Bischof nicht informiert

Er habe 2015 von den Vorwürfen erfahren und es sich „zur Aufgabe gemacht, diese zu klären“, schreibt Rösch weiter. Mit den betroffenen Personen und dem Beschuldigten May habe er ein gemeinsames Gespräch geführt. „Das war ein Fehler“, sagt Rösch. Dieses Gespräch habe der betroffenen Person nicht gerecht werden können. Zudem sei er fälschlicherweise davon ausgegangen, dass die Beschuldigungen gegenstandslos seien. Daher habe er Bätzing vor der Berufung Mays zum Regens und Bischofsvikar nicht auf die Vorwürfe hingewiesen. Auch dies sei ein Fehler gewesen, weshalb er Bätzing gebeten habe, ihn von seinen Aufgaben zu entbinden. Bätzing dankte Rösch für dessen Arbeit; als Generalvikar habe er sich nachhaltig für einen Kulturwandel in der Kirche starkgemacht. Er habe „Respekt dafür, dass Rösch Verantwortung für sein damals fehlerhaftes Handeln“ übernehme.

Nachfolger schon im Amt

Der heute 63 Jahre alte Rösch wurde 2013 Generalvikar in Limburg. Der damalige Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst musste auf Geheiß des Vatikans sein Amt ruhen lassen. 2014 ernannte ihn Weihbischof Manfred Grothe, der das Bistum kommissarisch führte, zu seinem ständigen Vertreter. Tebartz‘ Nachfolger Bätzing machte ihn unmittelbar nach seinem Amtsantritt im September 2016 erneut zum Generalvikar.

Nachfolger Röschs ist Wolfgang Pax. Der 64-Jährige leitet seit 2010 das Kommissariat der katholischen Bischöfe in Hessen, seit März 2022 ist er in Limburg Domdekan.

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