In Hessen gibt es nur wenige Fortschritte fürs Fahrradfahren

Nur wenige hessische Städte entwickeln sich laut ADFC-Fahrradklimatest gut. Der ländliche Raum fällt zurück. Radwege an Landesstraßen müssten gebaut und Tempo 30 in Städten eingeführt werden.
Frankfurt, Darmstadt und Baunatal gehören zu den fahrradfreundlichsten Städten in Deutschland. Während sich dort die Situation verbessert, tut sich auf dem Land fast nichts. Vor allem zwischen den Orten fehlen gute Verbindungen, wie der ADFC-Fahrradklimatest zeigt.
Breitere und zusätzliche Radwege, eine ordentliche Beschilderung, eine gut zu erreichende Innenstadt: Frankfurt hat einiges für den Radverkehr getan. So sehen es auch die Menschen, die an der Befragung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs Hessen teilgenommen haben.
Sie stellen der Stadt am Main ein vergleichsweise gutes Zeugnis aus. Frankfurt landet im Fahrradklimatest, den der ADFC am Montag in Wiesbaden vorgestellt hat, bundesweit auf Platz 2 unter 14 Großstädten, wie der Landesvorsitzende, Ansgar Hegerfeld, berichtete.
Frankfurt und Baunatal vorn
Einen dritten Platz unter den mittelgroßen Städten in Deutschland erreicht Darmstadt. Dort gebe es eine „sehr aktive und selbstbewusste Fahrradszene“, sagte die ADFC-Vize-Landesvorsitzende, Helga Hofmann. Spitzenreiter in Hessen ist allerdings Baunatal, das auch bundesweit die besten Bewertungen erhalten hat.
Dort könne man sehen, was möglich sei, wenn Politik etwas bewegen wolle, erläuterte Oliver Moschner-Schweder aus dem Kreis Limburg-Weilburg. Insgesamt aber gehe es mit dem Radverkehr in der Fläche eher abwärts, seien die Bewertungen im Fahrradklimatest schlechter geworden. Vor allem gebe es in Hessen viel zu wenige straßenbegleitende Radwege, die die Orte miteinander verbinden würden.
Der FAhrradklima-Test
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) hat bundesweit Menschen gefragt, wie sie die Radsituation in ihrer Kommune einschätzen.
In Hessen haben sich 18 500 Menschen an der Befragung beteiligt. 111 Kommunen kamen in die Auswertung.
Die Städte und Gemeinden sind dabei in sechs Größenklassen eingeteilt.
Vollständige Ergebnisse gibt es unter fahrradklima-test.adfc.de pgh
Der ADFC sieht dort vor allem das Land gefordert. Hessen liegt bei den überörtlichen Radwegen auf dem drittletzten Platz im Vergleich der Bundesländer, nur Rheinland-Pfalz und Thüringen sind noch schlechter. So fehlten in Hessen an 89 Prozent der Landesstraßen ausgewiesene Radwege. Jährlich müssten 100 Kilometer neu gebaut werden, forderte ADFC-Vorsitzender Hegerfeld. Tatsächlich seien es in den Jahren 2014 bis 2022 nur 27 Kilometer gewesen – insgesamt.
Aber selbst in den Städten, die relativ gut abgeschnitten haben, liegt noch vieles im Argen. So werde vor allem bemängelt, dass die Lücken im Radwegenetz noch groß und Ampelschaltungen nicht auf Radfahrende ausgerichtet seien. Zudem würden Falschparker häufig Radwege blockieren, außerdem habe die Zahl der Diebstähle zugenommen.
Tempo 30 innerorts
Recht gut haben beim Klimatest aus hessischer Sicht noch Eschborn, Karben, Mörfelden-Walldorf, Oberursel und Dreieich abgeschnitten. Schlecht weg kamen Limburg, Büdingen, Bad Hersfeld, Königstein und Usingen. Zu den Verlierern zählen auch Hanau und am untersten Ende Wetzlar.
Dort müsse sich schnell etwas tun, erklärten die Vertreter:innen des ADFC. Allerdings dauerten Verbesserungen häufig sehr lange. Deshalb unterstützt der ADFC die Forderung von 640 deutschen Kommunen und des Deutschen Städtetags: Den Städten und Gemeinden müsse es ermöglicht werden, innerorts ein generelles Tempolimit von 30 Stundenkilometern anzuordnen. Damit, so Silke Westermeier vom Landesvorstand, gebe es „mehr Sicherheit auf Knopfdruck“.