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Größte Pilotanlage für grünes Kerosin

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Von: Jutta Rippegather

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Fliegen soll klimafreundlicher werden.  Michael Schick
Fliegen soll das Klima weniger belasten. © Michael Schick

Sauberer fliegen ist das Ziel. Im nächsten Jahr beginnt in Frankfurt-Höchst die Power-to-Liquid-Produktion.

Spatenstich im Sommer, Produktionsstart im nächsten Jahr. Dann könnten die ersten Flugzeuge mit grünem Treibstoff made in Hessen in die Luft gehen: Im Industriepark Frankfurt-Höchst soll eine Pilotanlage für synthetisches Kerosin entstehen. Die weltweit größte ihrer Art, wie Hessens Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) und die beteiligten Partner am Donnerstag in Wiesbaden versicherten.

Power-to-Liquid

In herkömmlichen Flugzeugmotoren darf Power-to-Liquid-Kerosin (PtL) bis zur Hälfte dem fossilen Kerosin beigemischt werden. Es ist allerdings sehr viel teurer.

Deutschland schreibt ab 2026 eine Beimischungsquote von 0,5 Prozent, vor, die sich bis 2030 auf 2,0 Prozent steigt.

In der EU gibt es noch keine entsprechenden Vorgaben, aber entsprechende Pläne in dem Kommissionsvorschlag „Fit for 55“ zur Klimawende. jur

Großproduktion im Ausland

Zur Anwendung kommt das Power-to-Liquid-Verfahren, bei dem aus Strom, Wasser und Kohlenstoffdioxid synthetischer Kraftstoff erzeugt wird. Bis zu 3500 Tonnen eines Vorprodukts will das Karlsruher Unternehmen Ineratec mit dem in Höchst anfallenden Kohlendioxid (CO2) produzieren. In einer Raffinerie soll es zum überwiegenden Teil als Flugkraftstoff weiterverarbeitet werden. Wie es dann in den Flugzeugtank kommt, ist eine der Fragen, an denen Geschäftsführer Philipp Engelkamp in den kommenden Monaten arbeiten wird. Seine Ziele sind ambitioniert: „Mit unserem Vorprodukt wollen wir fünf Prozent des europäischen Rohölbedarfs bis 2035 decken.“ Die Pionieranlage sei dazu der erste Schritt. Die Großproduktion werde dann dort stattfinden, wo grüne Energie durch Sonne und Wind einfacher zu gewinnen sei als in Deutschland – etwa in Chile oder Australien, stellte der Geschäftsführer des Unternehmens klar, das rund 30 Millionen Euro in den Bau seiner neuen und dann größten Anlage investiert. Angestrebt sei ein Preis von etwa einem Euro pro Liter. Momentan ist synthetisches Kerosin wesentlich teurer als der fossile Treibstoff.

Die Produktion benötigt eine stabile Energieversorgung rund um die Uhr. Die Pilotanlage solle deshalb auch dazu dienen, Speichermöglichkeiten auszuloten, sagte Bernhard Dietrich, Leiter des vor zwei Jahren vom Land Hessen gegründeten Kompetenzzentrums für Klima- und Lärmschutz im Luftverkehr (Cena). „Wir planen gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft ein Forschungsprojekt, das untersucht, wie diese Schwankungen bei der Stromversorgung aus erneuerbaren Energien bei der Produktion des synthetischen Kerosins abgepuffert werden können.“ Hessen unterstützt dies laut Al-Wazir mit bis zu 1,9 Millionen Euro als Kofinanzierung zur Bundesförderung.

Großproduktion im Ausland

Power-to-Liquid, sagte der Minister, sei derzeit eine der besten Alternativen zu fossilen Treibstoffen im Luftverkehr, wo sich schwere Batterien und Brennstoffzellen kaum eignen. Er versicherte, dass Hessen trotz des Vorantreibens der „Kraftstoffwende“ nicht nachlassen werde, die Belastungen durch den Frankfurter Flughafen zu mindern. Dazu gehöre das Vermeiden von Verkehr, das Verlagern von Kurzstreckenflügen auf die Schiene sowie der Einsatz moderner, treibstoffeffizienter Flugzeuge.

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