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In fünf Jahren gab es 400 sexuelle Übergriffe an Hessens Schulen

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Von: Peter Hanack

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Kein Kind kann sich alleine schützen, es ist auf Hilfe angewiesen. Flyer gegen sexuelle Gewalt geben Hilfestellung.
Kein Kind kann sich alleine schützen, es ist auf Hilfe angewiesen. Flyer gegen sexuelle Gewalt geben Hilfestellung. Und können Teil eines Schutzkonzeptes sein. © Michael Schick

Schutzkonzepte gegen Gewalt und Missbrauch gibt es nur in wenigen Bildungseinrichtungen. Nun sollen sie Pflicht werden.

In den vergangenen fünf Jahren sind den Staatlichen Schulämtern in Hessen 367 Fälle von sexuellen Übergriffen durch Schüler und Schülerinnen untereinander bekannt geworden. 44-mal richtete sich der Verdacht zudem gegen eine Lehrkraft oder anderes Schulpersonal. Das hat Kultusminister Alexander Lorz (CDU) am Mittwoch auf Anfrage der Linken-Fraktion im Schulausschuss des Landtags berichtet.

Bei den gemeldeten Vorfällen handelt es sich um körperliche Übergriffe, verbale Beleidigungen oder auch Übergriffe in digitalen Medien. Darüber hinaus hat die polizeiliche Kriminalstatistik von Januar 2017 bis Juli 2022 laut Lorz 32 Sexualstraftaten erfasst, bei dem „Schüler“ als Opfer genannt sind und es sich bei den Tatverdächtigen um eine Person gehandelt habe, die zum Opfer im „Erziehungsverhältnis im Bildungsbereich“ gestanden habe. 31 dieser Taten seien aufgeklärt worden.

Dreimal wurden von 2017 bis 2022 Lehrkräfte als Opfer genannt, zwei der Taten konnten aufgeklärt werden. Den Staatlichen Schulämtern wurden in diesem Zeitraum vier Fälle bekannt, in denen Schüler:innen gegenüber Lehrkräften sexuell übergriffig geworden sind.

Konzepte werden Pflicht

Das gerade vom Landtag verabschiedete neue Schulgesetz verpflichtet alle Schulen dazu, ein Schutzkonzept gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch zu entwickeln. Bisher war dies zwar gewünscht, aber den Schulen überlassen. Auf dieser freiwilligen Basis haben laut dem Kultusminister bislang 370 Schulen ein eigenständiges Konzept erarbeitet. In Hessen gibt es insgesamt rund 2000 allgemeinbildende und berufliche Schulen.

Nach Ansicht von Elisabeth Kula, der bildungspolitischen Sprecherin der Linken im Landtag, verfügen damit vergleichsweise wenige der Bildungseinrichtungen über ein Schutzkonzept. Ziel sei es, so Kultusminister Lorz, dass tatsächlich alle hessischen Schulen ein solches Konzept einführten. Allerdings sei dies ein „komplexer Schulentwicklungsprozess“, weshalb es drei bis fünf Jahre dauern könne, bis dieser abgeschlossen sei.

Die Entwicklung der konkreten Konzepte liegt auch weiterhin in der Verantwortung der jeweiligen Schule. Das Land macht dazu keine rechtlichen Vorgaben. Grundlage dafür könnten aber der „Aktionsplan des Landes zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt in Institutionen“ sein, erklärte Lorz. Zudem gebe es eine Handreichung zum Umgang mit sexuellen Übergriffen an Schulen.

Mehr digitale Risiken

Im Laufe dieses Jahres soll der Aktionsplan überarbeitet werden. Dazu haben die Ministerien mehrere Fachforen eingerichtet. Sie haben laut Lorz im Januar ihre Arbeit aufgenommen und sollen unter anderem verstärkt die Risiken digitaler Medien berücksichtigen. Ziel ist auch ein verbesserter Kinderschutz in den Ausbildungsinhalten der Lehrkräfte.

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