Immer mehr Menschen in Hessen studieren ohne Abitur

Hessen liegt im Bundesvergleich bei Studierenden ohne allgemeine Hochschulreife weit vorne. Der Studieneinstieg nach der Berufsausbildung ist bereits seit 2016 möglich
Hessen zählt zu jenen Bundesländern in Deutschland, in denen besonders viele Menschen studieren, die keine Abitur gemacht haben. Zuletzt ist diese Zahl noch gestiegen.
Wie das hessische Wissenschaftsministerium am Dienstag vermeldet hat, absolvierten im Jahr 2021 genau 1132 Studierende ohne Abitur einen Hochschulabschluss. Das sind 2,6 Prozent aller Absolventen und Absolventinnen, wie eine Studie des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) belegt. Im Jahr zuvor betrug die Quote noch 2,3 Prozent. Hessen liegt damit auf Platz vier der Bundesländer. Die Gesamtzahl der Studierenden ohne die allgemeine Hochschulreife in Hessen stieg auf 6725, so viele wie nie zuvor.
Hessens Wissenschaftsministerin Angela Dorn (Grüne) sagte, es gehe darum, „Bildungssackgassen“ zu beseitigen. Junge Menschen sollten sich für eine Ausbildung entscheiden können, ohne sich damit für alle Zeit den Weg in ein Studium zu verbauen.
In Hessen können seit 2016 Menschen mit einer qualifizierten Berufsausbildung ein Studium antreten, auch wenn sie kein Abitur gemacht haben. „Unsere Gesellschaft braucht die Perspektiven möglichst vieler kluger und kreativer Köpfe, die unterschiedliche Erfahrungen mitbringen“, so Dorn. Sie alle sollten ihre Potenziale entfalten.
Kritik dazu kommt aus der AfD-Landtagsfraktion. Mit der zunehmenden Zahl von Studierenden ohne Abitur werde das „ohnehin stark gesunkene Niveau“ der Universitäten und Hochschulen weiter reduziert, sagte deren wissenschaftspolitischer Sprecher, Frank Grobe.
Deutschlandweit waren laut CHE-Studie im Jahr 2021 gut 70 000 Studierende ohne Abitur für ein Studium eingeschrieben, das waren rund 2,4 Prozent der gesamten Studierendenschaft.