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So sieht Hessens Schwarzstorch-Deal aus

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Von: Pitt von Bebenburg

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Ein Schwarzstorch fliegt im Eiterbacher Tal im Odenwald an einem Windrad vorbei
Ein Schwarzstorch fliegt im Eiterbacher Tal im Odenwald an einem Windrad vorbei. © dpa

Hessen schützt seltene Vogelarten besser. Dafür akzeptieren Naturschutzverbände den Windkraftausbau

Der Schwarzstorch ist selten und soll in Hessen besser geschützt werden. Überall, wo Schwarzstörche ihren Horst haben, will das Land eine Schutzzone einrichten. „Dort sollen dann keine Forstarbeiten mehr stattfinden, damit die Tiere in Ruhe ihre Jungen aufziehen können“, erklärte Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) am Freitag.

Im Staatswald geschehe das bereits. Nun sollten auch Kommunen sowie private Waldbesitzerinnen und -besitzer dem Beispiel folgen und dafür jeweils 2500 Euro als Entschädigung erhalten. Ähnlich gezielte Artenschutzprogramme soll es auch für andere Tiere geben, etwa für Rotmilane und bestimmte Fledermaus-Arten.

Der Vorsitzende des Nabu Hessen, Gerhard Eppler, schlug vor, Nester von Rotmilanen vor Waschbären zu schützen, indem sie mit Manschetten versehen werden – eine Idee, die Ministerin Hinz umsetzen will.

Windkraft und Artenschutz

Auf 98 Prozent der Fläche Hessens ist der Bau von Windrädern ausgeschlossen. Die restlichen zwei Prozent wurden hingegen als Windkraft-Vorrangflächen ausgewiesen. Damit folgte das Land den Beschlüssen des hessischen Energiegipfels von 2011.

4,3 Prozent des Staatswaldes wurden aus der Bewirtschaftung genommen. Das schafft Nahrungs- und Brutflächen für viele Tierarten. Angestrebt werden fünf Prozent des Waldes. pit

Mit dem Plan kommt die Landesregierung den Naturschtzverbänden BUND, Nabu und Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz entgegen. Sie hatten trotz schwieriger Diskussionen in den eigenen Reihen eingewilligt, den Bau von Windrädern zu erleichtern. Anders die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Ihr Landesvorsitzender Bernhard Klug bekräftigte am Freitag die Auffassung, dass Wälder wegen ihres hohen ökologischen Werts und ihrer Artenfülle nicht als Standorte für Windkraftanlagen geeignet seien.

Das Land hatte Anfang des Jahres in einer Verordnung geregelt, dass in Windkraft-Vorranggebieten in der Regel „das öffentliche Interesse an der Energieversorgung das öffentliche Interesse am Artenschutz deutlich überwiegt“. Das bedeutet, dass in solchen Fällen hingenommen wird, dass Vögel und Fledermäuse den drehenden Rotoren zum Opfer fallen. Allerdings wird bei der Auswahl der Vorranggebiete bereits darauf geachtet, dass diese Gefahr möglichst gering ist.

Ausbau der Erneuerbaren „untrennbar“ mit Artenschutz verbunden

Natuschutzverbände hatten die Neuregelung hingenommen, weil dafür mehr Artenschutz auf der übrigen Landesfläche versprochen wurde. Diese Zusage lösten Hinz und der für Energie zuständige Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) jetzt ein. Beide betonten, dass Windkraftausbau und Artenschutz kein Widerspruch seien. „Artenvielfalt schwindet auch durch die Klimakrise“, erläuterte Hinz. Daher sei der Ausbau der erneuerbaren Energien „untrennbar verbunden“ mit dem Artenschutz, hob auch Al-Wazir hervor.

Hinz kündigte an, die Biodiversitätsberatung für Landwirte auszubauen. Sie könnten mit strukturreichen Feldern, Blühstreifen, Brachen und besserer Grünlandbewirtschaftung „das Nahrungsangebot insbesondere für den Rotmilan deutlich verbessern“, erklärte sie.

Nabu-Chef Eppler lobte das Artenschutzprogramm als „zweite Säule eines naturverträglichen Ausbaus“ der Windenergie. Wenn es jedoch bei Ankündigungen bleibe, würden sich die Verbände „mit Kritik nicht zurückhalten“, mahnte Eppler.

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