Hessens neue Lehrkräfte sollen in gleicher Zeit mehr lernen
Ein Gesetzentwurf der hessischen Landesregierung zum Lehrkräftebildungsgesetz soll das Studium fürs Lehramt modernisieren. Kritik gibt es vor allem an der kurzen Studienzeit gerade bei Grundschulen
Die Ausbildung der hessischen Lehrkräfte soll moderner werden. Die schwarz-grüne Landesregierung hat dazu den Entwurf für eine Gesetzesnovelle vorgelegt. Kritik gibt es seitens der Opposition im Landtag vor allem daran, dass Hessens künftige Lehrkräfte zwar viel mehr lernen sollen, bevor sie selbst unterrichten – dafür aber nicht mehr Zeit als bisher bekommen.
Gleich in Paragraf 1 des neuen Lehrkräftebildungsgesetzes ist aufgeführt, in welchen Bereichen CDU und Grüne die neuen Pädagogen und Pädagoginnen künftig besonders kompetent machen wollen: sozialpädagogische Förderung, berufliche Orientierung, Medienbildung und Digitalisierung, Inklusion und Integration, Ganztagsangebote und Deutsch als Bildungssprache. Diese Bereiche sollen als Querschnittsthemen die gesamte Ausbildung der hessischen Lehrkräfte begleiten.
Daran gibt es auch kaum Kritik. Was die Redner und Rednerinnen der Opposition im Hessischen Landtag monieren ist, dass die Dauer des Studiums unverändert bleibt. Vor allem bei den Lehrämtern für die Grundschule sowie die Haupt- und Realschule dürfe dies nicht so bleiben, forderte neben anderen der SPD-Bildungspolitiker Christoph Degen. Sechs Semester plus ein Prüfungssemester – bei Förderschulen und Gymnasien sind es zwei mehr – haben die angehenden Lehrkräfte Zeit bis zum Ersten Staatsexamen. Deutlich weniger als in anderen Bundesländern. Dieses „enge Korsett“ führe zu einem Qualitätverlust statt zu einem Gewinn, sagte Degen anlässlich der zweiten Lesung des Gesetzentwurfs.
„Das wird den Ansprüchen nicht gerecht“, urteilte auch Moritz Promny (FDP). Substanziell verbessere sich durch die Novelle nichts. Er bemängelte zudem, dass die vergleichsweise kurze Studiendauer dazu führe, dass die Lehrkräfte nicht ohne Zusatzprüfung promovieren könnten.
„Es gibt für die Schulen und Lehrkräfte immer mehr Aufgaben“, stellte Elisabeth Kula (Linke) fest. So sei es zwar gut, dass die Querschnittsthemen mehr Raum erhalten sollten, doch führe das zu einer Verdichtung des Studiums und damit zu einer Absenkung der Qualität. „Wir brauchen zehn Semester Studiendauer für alle“, forderte sie.
Redner von CDU und Grünen sowie Kultusminister Alexander Lorz (CDU) gingen in der Debatte auf diese Kritikpunkte nicht ein. Horst Falk (CDU) betonte, die Querschnittsthemen sowie das nun verpflichtende Praxissemester verbesserten die Ausbildung deutlich. „Wir erhalten eine bessere Unterrichtsqualität“, zeigte sich auch Lorz zufrieden mit dem Entwurf. Studium, Referendariat sowie Fort- und Weiterbildung würden miteinander verzahnt.
In der Sitzungsrunde des Landtags im Mai soll der Gesetzentwurf beschlossen werden. Daniel May (Grüne) kündigte an, dass in der nächsten Woche noch Änderungsvorschläge der Koalition dazu vorgelegt würden, die dann diskutiert werden könnten.