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Hessens Grüne wollen an die Macht

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Von: Jutta Rippegather

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Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir mit seinem Geschenk beim Parteitag.
Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir mit seinem Geschenk beim Parteitag. © dpa

Der Grüne Tarek Al-Wazir kandidiert als Ministerpräsident. Auf veganen Sneakers soll er die hessische Staatskanzlei übernehmen.

Wetzlar – Die Schuhe für die Vereidigung zum Ministerpräsidenten hat Tarek Al-Wazir schon. Fehlt noch das passende Wahlergebnis für die Grünen bei der Landtagswahl am 8. Oktober. Die veganen grünen Sneakers mit Sonnenblumensymbol würde er zur Amtseinführung anziehen. Das hat der 52-Jährige versprochen beim Parteitag in Wetzlar, der ihn am Samstag mit großer Mehrheit zum ersten Ministerpräsidentenkandidaten in der Geschichte der hessischen Grünen kürte.

Mit Turnschuhen zur Vereidigung anzutreten, wie weiland Hessens erster grüner Minister Joschka Fischer, passt eigentlich nicht zu dem amtierenden Minister für Wirtschaft und Verkehr. Sieht er sich selbst doch eher in der konventionellen Ecke. Oder, wie er es in seiner Bewerbungsrede formulierte, „ich bin nicht so der Berlin-Kreuzberg-Typ, sondern der Typ Doppelhaushälfte“.

Hessens Grüne: Al-Wazir kandidiert als Ministerpräsident

Mehr als neun Jahre lenken die Grünen jetzt in der Rolle der kleinen Koalitionspartnerin die Geschicke des Landes mit. Eine Rolle, die ihnen nicht mehr ausreicht. Scheitert doch so manches für die Grünen wichtige Vorhaben am Widerstand der CDU. Die Kräfteverhältnisse haben sich außerdem verändert. Umfragen sehen die Grünen dort, wo sie bei der vergangenen Wahl waren: gleichauf mit der SPD.

Für die kommende Legislatur beanspruchen sie die Führungsposition in Hessen. Es soll ein Dreikampf um die Staatskanzlei in Wiesbaden werden – gegen den amtierenden Regierungschef Boris Rhein von der CDU und Bundesinnenministerin Nancy Faeser von der SPD. Kein Spaziergang. Das ist dem Offenbacher anzusehen, der nach seiner Nominierung ernst und auch etwas gerührt wirkt. Ein historischer Moment für ihn und die Partei, mit der er in den vergangenen Jahrzehnten Höhen und Tiefen durchgemacht hat. Auch für das Land, in dem er jeden Winkel kennt, wie er sagt. Al-Wazir als Mann, der „mit beiden Füßen in Hessen“ steht.

Die Grünen: Passende Sneaker und ein Plan für die Landespolitik

So steht es auf den grünen Sneakers, die die Parteispitze ihm als Geschenk überreicht hat. Wer Ministerpräsident werden wolle, müsse einen „Plan für Hessen“ verfolgen, sagte Al-Wazir, jenseits großer Symbole „wirkliche Entscheidungen“ fällen. Zu einer „ehrlichen Politik“ gehöre die „eine oder andere Zumutung“. Die aktuellen Krisen führten zu Veränderungen, das mache vielen Menschen Sorgen. „Wenn wir es gut machen, gibt es für alle aber auch so viel zu gewinnen.“

Das gewachsene Selbstbewusstsein spiegelt die lange Liste wider, die die mehr als 1000 Mitglieder in der Buderus-Arena am Samstag und Sonntag wählten. 40 Kandidatinnen und Kandidaten sind nominiert. Derzeit sitzen 29 Grüne im hessischen Parlament. Auf dem Frauen-Listenplatz eins steht Angela Dorn, Ministerin für Wissenschaft und Kunst, sie hatte mit Al-Wazir die Grünen schon in der Landtagswahl 2013 angeführt.

Politik in Hessen: Grüner Al-Wazir erhält 86,6 Prozent

Dorn fuhr mit knapp 92 Stimmen das beste Ergebnis ein. Al-Wazir bekam auf Platz 2 ein Ergebnis von 86,6 Prozent. Er hatte einen Gegenkandidaten – Joachim Mietusch von der Bewegung Wurzelgrün, der eine „radikale Umkehr“ in der Klimapolitik forderte – eine „Vollbremsung ohne Blabla“. Inhaltliche Schwerpunkte der Reden: Verkehr und die Gefahr durch den Rechtsextremismus. Dorn kündigte für die nächste Legislaturperiode einen „Pakt gegen Bildungssackgassen“ an, Al-Wazir einen „Klima- und Transformationsfonds“ für die Wirtschaft.

Fraktionschef Mathias Wagner nahm sich CDU-Bundesparteichef Friedrich Merz vor, der von „kleinen Paschas“ spricht und „Sozialtourismus“. Er erntete viel Applaus und wurde auf Platz 4 gewählt, hinter Martina Feldmayer. CDU-Landesvorsitzender Boris Rhein gratulierte Dorn und Al-Wazir: Mit ihnen stünden „zwei Mitglieder unseres verlässlichen Koalitionspartners an der Spitze, und ich freue mich auf ein weiterhin gutes Miteinander in der Koalition und einen fairen Wahlkampf“. (Jutta Rippegather)

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