Hessen wirbt an 100 Schulen fürs Lehramt

Das Kultusministerium schickt einen „Zukunftsbus“ auf Tour zu den Oberstufen der hessischen Gymnasien. An Bord ein Zweieinhalb-Minuten-Clip, der für den Lehrerberuf interessieren soll.
In den nächsten Wochen fährt ein sogenannter Zukunftsbus mehr als 100 Schulen in ganz Hessen an, um bei den Jugendlichen für den Lehrerberuf zu werben. Begonnen hat die Tour am Dienstag an der Martin-Niemöller-Schule in Wiesbaden.
Weil Lehrkräfte fehlen, verstärkt das Land sein Bemühen um Nachwuchs. Dabei soll jetzt auch ein zum Werbemobil ausgebauter Mercedes-Sprinter in knalligem Rot und Blau und mit Offenbacher Kennzeichen helfen. Der fährt seit Dienstag bei den Oberstufen der hessischen Gymnasien vor.
Die Perspektive wechseln
Im Innenraum des Wagens können interessierte Jugendliche mittels einer Virtual-Reality-Brille einen 270-Grad-Videofilm sehen. Der Zweieinhalb-Minuten-Clip soll den Schülern und Schülerinnen einen Perspektivwechsel ermöglichen: den Lehrerberuf einmal aus der Sicht der Lehrenden betrachten.
„Ich finde das sehr schön gemacht“, urteilt Moritz. Dem 17-Jährigen hat gefallen, dass der Film „die verschiedenen Seiten des Berufs gezeigt hat“, sagt er. Auch die Botschaft, dass man als Lehrkraft Menschen auf ihrem Lebensweg positiv beeinflussen könne, sei bei ihm gut angekommen.
Dass er nun aber tatsächlich Lehrer werden wolle, sei eher unwahrscheinlich, räumt Moritz ein. Ihm schwebt als Berufsziel eher „Anwalt“ vor. Bei einem 19 Fragen langen, nicht ganz ernstgemeinten „Selbsttest“ für die Eignung zum Lehrer, den man auf einem der aufgestellten Tablets machen kann, hat er denn auch lediglich 69 Prozent erreicht.
Auf stolze 86 Prozent – und eine klare, computergenerierte Studienempfehlung Richtung Lehramt – ist hingegen Moritz´ Mitschülerin Awa gekommen. „Der Film war wirklich unterhaltsam“, erzählt sie, „inspirierend.“ Und ja, Lehrerin zu werden sei durchaus eine Option für sie, wenn auch nicht die allererste Wahl. Auch bei der 18-Jährigen steht an erster Stelle ein Jurastudium.
Kampagne zeigt erste Erfolge
Kultusminister Alexander Lorz (CDU) erläutert, der Film und das Drumherum sollten ein „Appetizer“ sein, sich intensiver über den Lehrerberuf zu informieren. Er biete etwas anderes als die klassischen Berufspräsentationen und solle so gezielt die Schüler und Schülerinnen in den Oberstufen ansprechen.
Voriges Jahr hatte das Land bereits eine breit angelegte Plakataktion, regelmäßige digitale Sprechstunden in den sozialen Medien und eine Kino-Werbetrailer-Kampagne gestartet. Erste Erfolge der Bemühungen seien zu sehen, berichtet Lorz. Allerdings würden künftig noch viel mehr Lehrkräfte gebraucht als heute schon.
Der „Zukunftsbus“ hält am heutigen Mittwoch in der Frankfurter Helmholtzschule, am Donnerstag am Friedrich-Ebert-Gymnasium in Mühlheim. Mehr unter werde-lehrer-in-hessen.de
(In einer früheren Version dieses Artikels stand, es handele sich bei dem Werbefilm um einen 45-Sekunden-Clip. Tatsächlich ist der Film zweieinhalb Minute lang.)

