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Hessen: Weniger Lehrkräfte gehen arbeitslos in die Sommerferien

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Von: Peter Hanack

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Entspannt urlauben fällt leichter, wenn man in den Sommerferien nicht zwangsweise arbeitslos ist. © Muqtadir Halim (str)/dpa

Hessisches Kultusministerium verbessert die Regelung für angestellte Lehrkräfte. Doch eine Gruppe von Lehrkräften im Vorbereitungsdienst wird dabei weiterhin benachteiligt.

Hessens Lehrkräfte sollen über die Sommerferien nicht mehr in großer Zahl arbeitslos werden. Das war bisher immer dann der Fall, wenn sie lediglich über einen befristeten Anstellungsvertrag verfügten und nicht lange genug beschäftigt waren.

Das Kultusministerium hat nun die Regeln geändert, was für rund 1500 Lehrkräfte eine deutliche Verbesserung bedeutet. Eine ganze Gruppe aber geht dabei leer aus: jene angehenden Lehrer und Lehrerinnen im sogenannten Vorbereitungsdienst, die ihr Referendariat zum 31. Juli eines Jahres abschließen.

Arbeiten bis Ferienstart

Kultusminister Alexander Lorz (CDU) hat kürzlich angekündigt, dass künftig eine Beschäftigungsdauer von 30 Wochen statt wie bisher 35 genügen soll, um auch in den Ferien angestellt zu bleiben – und damit bezahlt zu werden. Das gilt immer dann, wenn die Beschäftigung bis zum Ende des jeweiligen Schuljahres läuft, was in der Regel auch der Fall ist. Bei den 30 Wochen sollen zudem die sechs Wochen der Ferien selbst mitgezählt werden.

Laut Angaben des Kultusministeriums wären davon im vergangenen Schuljahr 1500 Personen betroffen gewesen. Profitieren sollen bereits jene Lehrkräfte, die im aktuellen Schuljahr befristet angestellt werden. Wie viele dies am Ende des Schuljahres sein werden, stehe noch nicht fest.

30 Wochen genügen

Zusätzlich sollen angehende Lehrkräfte, die bis zum 31. Januar im Vorbereitungsdienst eingestellt waren und dann bis Schuljahresende ununterbrochen befristet beschäftigt waren, in den Sommerferien angestellt bleiben. Jedenfalls dann, wenn sie direkt nach den Ferien unbefristet eingestellt werden.

Doch es gibt in Hessen zwei Termine, zu denen Referendar:innen fertig werden. Außer dem 31. Januar ist das der 31. Juli. Für diese zweite Gruppe ändert sich nichts. Sie wird zunächst einmal in die Arbeitslosigkeit entlassen, denn eine Einstellung ist gemäß Erlass zu den „Einstellungsverfahren in den hessischen Schuldienst“ erst drei Tage vor Unterrichtsbeginn möglich. Da das nächste Schuljahr in Hessen am 4. September startet, können die neuen Lehrkräfte also erst zum 1. September eingestellt werden – volle fünf Wochen nach Abschluss des Referendariats. Davon betroffen laut Kultusministerium: 550 Personen.

Andrea Wald, Anne Selle und Adrian Mohr gehören zu dieser Gruppe. Alle drei absolvieren an Frankfurter Schulen ihren Vorbereitungsdienst und werden Ende Juli damit fertig. Sie freuen sich darauf, als voll ausgebildete Pädagog:innen zu unterrichten, haben auch schon als Vertretungslehrkräfte während ihres Studiums Erfahrungen gesammelt.

Absoluter Missstand

Dennoch, oder auch gerade deswegen, halten sie es für ungerecht, dass sie und zahlreiche Kollegen sowie Kolleginnen zwangsweise und geplant in die Arbeitslosigkeit getrieben werden. „Ich freue mich auf den Job“, sagt Adrian Mohr, „er ist fordernd, aber macht auch viel Freude.“ Doch es sei ein „absoluter Missstand“, dass die Zeit zwischen Referendariat und Anstellung eine regelrechte Leerstelle bleibe. „Da spart das Land viel Geld, und ich denke, das ist voll einkalkuliert“, meint er.

„Die Arbeit fängt ja nicht erst mit dem Unterrichten an, das muss man in den Ferien vorbereiten“, sagt Andrea Wald. „Und dennoch muss man sich erst einmal arbeitslos melden, damit man wenigstens Arbeitslosengeld bekommt.“ Das könne für manche finanziell richtig knapp werden, „wenn man nicht Glück hat und die Familie hilft“.

Als unpassend empfunden

„Das Problem ist ja nicht neu“, findet Anne Selle. Sie habe es schon im Kollegium erlebt, dass dort Leute waren, die über die Ferienzeit kein Geld bekommen haben. Vielleicht sei das ja nicht entscheidend, wenn es um den Lehrkräftemangel gehe. „Aber irgendwie passt dieses Verhalten des Landes mit dem Mangel an gut ausgebildetem Personal nicht zusammen“, findet nicht nur sie, sondern auch Andrea Wald und Adrian Mohr.

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