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Hessen: Umweltaktivistin Schlemmer will nicht mehr grün sein

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Von: Jutta Rippegather

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Protest im Dannenröder Forst: Die A49 in Hessen wird trotz der Klimakrise ausgebaut.
Protest im Dannenröder Forst: Die A49 in Hessen wird trotz der Klimakrise ausgebaut. © Boris Roessler/dpa

Die Sprecherin des Aktionsbündnisses keine A49 Barbara Schlemmer sieht die Autobahnpolitik der Grünen im Landtag kritisch. Jetzt unterstützt sie Hessens Linke.

Für Sonntag, 14 Uhr, lädt das Bündnis Wald statt Asphalt zum Spaziergang in den Dannenröder Forst. „Wir wollen wieder einmal schauen, welche desaströsen Auswirkungen der Bau der A49 für unsere Landschaft und Natur mit sich bringt“, sagt Barbara Schlemmer. Einen Tag davor, am heutigen Samstag, 22. April, kandidiert sie auf Listenplatz 7 für die Landtagswahl. Wohlgemerkt: beim Parteitag der hessischen Linken. Nicht bei den Grünen. Bei denen ist die streitbare Sprecherin des Aktionsbündnisses „Keine A49“ nach acht Jahren Mitgliedschaft Ende dieser Woche ausgetreten. Ein Schritt, den sie sich gut überlegt hat. Doch jetzt hat die studierte Lehrerin die Hoffnung aufgegeben, die Partei von der Basis aus verändern zu können. „Eine Reformation von innen – das klappt momentan nicht.“

Linke sind grüner als die Grünen

Schlemmer hört auf. Weil der grüne Verkehrsminister Tarek Al-Wazir sich nicht eindeutig positioniert gegen den Autobahnausbau, den Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) forciert. Weil sich die Bundesgrünen von den Ampelpartnern beim Klimaschutz über den Tisch ziehen lassen. „Wenn die Linke grüner ist als die Grünen, dann muss man die Linke unterstützen“, sagt Schlemmer, die fortan ohne Parteibuch Politik betreibt. Am wohlsten fühlt sie sich ohnehin in der außerparlamentarischen Opposition. Ihre Politik sei „Wald statt Asphalt“. Daran werde sich nichts ändern, sagt die ausgebildete Mediatorin und Systemberaterin. Den Grünen-Fraktionsvorsitz im Stadtparlament Homberg/ Ohm will sie behalten. Ihr Mandat im Kreistag des Vogelsbergkreises nimmt sie mit zu der Fraktion Linke/Klimaliste.

Linke sind grüner als die Grünen

Das Hadern mit den Grünen nahm seinen Anfang mit dem Kampf um den Dannenröder Forst. Nach Ansicht der Ausbaugegner:innen hätte Al-Wazir die Zerstörung des intakten Waldes für eine Stückchen Autobahn verhindern können. Beim Parteitag im Juni lieferte sie sich einen offenen Schlagabtausch mit Umweltministerin Priska Hinz. Schlemmer hatte deren Behörden vorgeworfen, gegen die massiven Verstöße gegen den Wasserschutz auf der Baustelle nichts zu unternehmen – Hinz wurde richtig wütend.

Linke sind grüner als die Grünen

„Ich habe immer noch gehofft, es würde sich etwas bewegen“, sagt Schlemmer im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau. Doch nun sei das Maß voll. „Die Linke braucht Unterstützung, ich will, dass sie wieder in den Landtag kommt.“ Die Linke sei die einzige Partei, die den Widerstand gegen den Ausbau der A49 konsequent und aktiv unterstützt habe. „Sie haben uns in den letzten drei Jahren wahnsinnig geholfen.“ Sie sei auch die einzige Partei, die sich in ihrem Programm zur Landtagswahl explizit gegen den Bau von Autobahnen ausspricht. Deshalb habe sie vor zwei Wochen zugestimmt, als ihr die Fraktionsspitze eine Kandidatur auf der Landesliste angeboten hat. „Das ist ein Statement und ein Zeichen der Wertschätzung.“ Eine Anerkennung, die sie bei den Grünen vermisst hat. „Auch im Umgang mit Kritikern können die noch einiges hinzulernen.“

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