Hessen: Tradition in Rot-Weiß

Nach dem ersten Spiel der Saison ist die Landtagself ungeschlagen. Nach drei Jahre Pause rollt wieder der Ball für einen guten Zweck. Löwensenf - die Kolumne aus dem Landtag.
In dieser Woche haben sie im Plenum wieder gestritten wie die Kesselflicker: Je näher der Wahltag, desto härter geht es zur Sache im Landtag. Vorlagen liefern die Berliner mit ihrem Heizungsgesetz oder Autobahnbaubeschleunigungsgesetz mehr als genug. Doch am Mittwochabend gab es parteiübergreifend nur einen Gegner.
Bestes Fußballwetter
Der Ball rollt wieder. Nach dreijähriger Corona-Abstinenz lief die Landtagself bei bestem Fußballwetter in ihren traditionellen rot-weißen Trikots auf dem Kunstrasen von Dreieich auf. Wie aus gut informierten Kreises zu hören ist, haben in drei Jahren Corona-Pause nicht alle Landtagskicker ihr Gewicht halten können. Doch jetzt, wenn die Saison wieder losgeht, werden die Bäuche garantiert im Nu schrumpfen. Vier Matchs stehen immerhin auf dem Spielplan 2023. Da kommt man in Bewegung – und frau auch. Denn das Spiel in Dreieich gegen eine Auswahl der Hessischen Justiz war keine Männersache. Eine Mitarbeiterin der SPD-Fraktion kickte mit und bei der Justiz standen sogar gleich drei Frauen im Team. Die Mischung aus Oberlandesgericht und Generalstaatsanwaltschaft trug übrigens grüne Trikots. In der Landtagself haben neben Beschäftigten aus dem Landtag und Ministerien selbstverständlich auch Abgeordnete mitgespielt: Die Grünen stellten mit Marcus Bocklet, Taylan Burcu zwei Leute, die Sozialdemokratie war mit Oliver Ulloth, Marius Weiß und Turgut Yüksel vertreten. Die Union immerhin am Spielfeldrand – da stand der örtliche Abgeordnete Hartmut Honka, der das Match organisiert hatte.
4:4 lautete das Endergebnis. Gerecht, wie die gut informierte FR-Quelle meint. Aber doch etwa ärgerlich angesichts der Tatsache, dass die Landtagself fünf Minuten vor Schlusspfiff noch mit 2:4 führte. Schwächen kurz vor Schluss wissen Gegner:innen gnadenlos auszunutzen. Das sollte den Politiker:innen für den Wahlkampf eine Lehre sein.
Bestes Fußballwetter
Das Spiel ging bis 21 Uhr, danach gab’s Pommes, Würstchen, Bier und nette Gespräche an der knallroten Bude in Dreieich. Und am nächsten Morgen ein dickes Lob: „Großartige Leistung“, urteilte Landtagsvizepräsident Frank Lortz, der dem Plenum mitteilte, dass die Landtagself in dieser Saison noch ungeschlagen sei. „Na ja“, entfuhr es ihm zwar angesichts der verpatzten Schlussphase. Doch grundsätzlich zeigte sich der CDU-Mann hochzufrieden mit der Leistung der sportlichen Botschafter:innen. Die beiden Torschützen Bocklet und Ulloth bekamen den verdienten Applaus. Die Eintracht bei der Gelegenheit ein „alles Gute“ für das Pokalfinale und die Darmstädter einen Glückwunsch für den Aufstieg in die Erste Bundesliga. Lortz vergaß auch nicht den Trost für Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir, bei dessen Heimatverein Offenbach Kickers der Erfolg ausblieb: „Ich bin sicher, dass das nächstes Jahr klappt.“ Dann rief er den nächsten Tagesordnungspunkt auf.
Bestes Fußballwetter
Spaß und Ernst liegen oft nah beieinander. Das hat Tradition in Wiesbaden. So wie die Landtagself, die seit 30 Jahren für einen sozialen Zweck unterwegs ist. Am Mittwoch ging die 500-Euro-Spende von Landtagspräsidentin Astrid Wallmann an den Weißen Ring in Offenbach – plus eine stattliches Sümmchen von der Justizmannschaft. Schon am 6. Juni beim Hessentag in Pfungstadt wartet der nächste Gegner: eine Auswahl von Pfarrern der Evangelischen Kirche Hessen-Nassau. Publikum ist gerne gesehen.
Jutta Rippegather und Hanning Voigts berichten für die FR aus dem hessischen Landtag. Einmal die Woche geben sie ihren Senf dazu. Alle Kolumnen im Internet unter: fr.de/loewensenf