Sechs Schulen in Hessen wegen Corona geschlossen – Eltern wegen überfüllter Busse besorgt

Sechs Schulen in Hessen müssen seit Beginn des neuen Schuljahres wegen Corona wieder schließen. Gleichwohl zieht der Kultusminister eine positive Bilanz nach zwei Wochen.
- Seit zwei Wochen sind die Schulen in Hessen wieder im Regelbetrieb.
- Unterrichtet wird unter Corona-Bedingungen.
- Überfüllte Schulbusse sorgen für Diskussionen.
Hessen – Ein vierstufiges Modell zur Schulorganisation hat Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU) am Freitag im Landtag vorgestellt. Es orientiert sich nicht an Infektionszahlen, sondern an der individuellen Lage vor Ort. Wenn etwa, wie in Wiesbaden, eine Hochzeit der Infektionsherd war, müsse nicht in einer ganzen Schule die Maskenpflicht während des Unterrichts eingeführt werden, sagte Lorz. Wohl aber, wenn in der ganzen Stadt ein erhöhtes Infektionsgeschehen zu beobachten ist – wie jüngst in Frankfurt oder Offenbach. Die regional unterschiedlichen Regelungen zur Maskenpflicht hätten sich bewährt.
Schulen in Hessen im Regelbetrieb unter Corona-Bedingungen
Vor zwei Wochen haben die 1795 Schulen in Hessen den Regelbetrieb unter Corona-Bedingungen aufgenommen. Insgesamt sechs mussten wieder schließen. Zwei von ihnen für längere Zeit: eine Förderschule in Friedberg und eine kleine Grundschule in Herzhausen, Ortsteil von Waldeck-Frankenberg. Alles in allem läge der Anteil der Schüler in Quarantäne in Hessen bei 0,3 Prozent, so Lorz weiter. Weiterhin gering sei die Zahl der Lehrkräfte, die aus gesundheitlichen Gründen nicht in den Klassen arbeiten können. 97 Prozent nähmen am Präsenzunterricht teil.
„Die ersten beiden Wochen sind gut gelaufen“, so die Bilanz des Kultusministers. Einige Anlaufschwierigkeiten seien beseitigt. So sei mit der Kassenärztlichen Vereinigung vereinbart worden, dass innerhalb von 72 Stunden die Ergebnisse der Corona-Tests vorliegen sollen, die alle rund 100 000 Schulbeschäftigte alle zwei Wochen machen können. Das kostenlose Angebot komme an. 10 500 Personen hätten es bereits genutzt.
Schulen in Hessen in der Corona-Krise: Das Vier-Stufen-Modell des Bundes
VIER-STUFEN-MODELL
Das Konzept soll bundesweit gelten und nächste Woche von der Kultusministerkonferenz veröffentlicht werden. Es orientiert sich nicht an einem Schwellenwert, sondern am individuellen Infektionsgeschehen.
Stufe 1 sieht den an die Pandemie angepassten Regelbetrieb vor.
Stufe 2 zusätzlich konstante Lerngruppen oder das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung im Unterricht.
Stufe 3 den Wechsel von Präsenz- und Distanzunterricht.
Stufe 4 das vollständige Umstellen auf Distanzunterricht. (jur)
Keine schnelle Lösung stellte Lorz für das Problem der fehlenden Laptops und Tablets für Schüler in Aussicht. Das Geld sei den Schulträgern überwiesen worden, doch es gebe Lieferschwierigkeiten. Auch auf die Schülerbeförderung habe das Ministerium keinen Einfluss. Es können bei dem Thema einzig bei der Schulorganisation helfen - etwa wenn es darum gehe, den Schulanfang zu entzerren.
Überfüllte Schulbusse trotz Corona-Krise in Hessen: „Das ist eine Katastrophe“
Angesichts der weiteren Ausbreitung des Coronavirus in Hessen hatte sich der Landeselternbeirat besorgt wegen überfüllter Busse und Bahnen auf den Schulwegen in vielen Regionen gezeigt. „Das ist eine Katastrophe“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Landeselternbeirats Hessen, Korhan Ekinci, in Wiesbaden. Es könne nicht sein, dass für die Schulen sorgsam Hygienepläne mit Maskenpflicht teils auch im Unterricht und andere Maßnahmen ausgearbeitet würden und die Schüler auf dem Weg zur und von der Schule eng gedrängt in Bussen und auch manchen Zügen stehen oder sitzen müssten, so Ekinci.
Viele Kommunen verweisen nach seinen Worten darauf, dass ihnen das Geld für den Einsatz von mehr Bussen fehle. Dieses Argument will Ekinci aber nicht gelten lassen. „Als die Banken in Schieflage waren, wurden sie gerettet“, sagte er. Hier aber gehe es um die Gesundheit der Kinder. Covid-19-Infektionen an mittlerweile zahlreichen Schulen im Bundesland bis hin zur Schließung ganzer Schulen machten deutlich, dass die „Einschläge“ immer näher kämen, so Ekinci. „Wir brauchen eine Regie“, so der Landeselternbeiratsvorsitzende. Es müsse ein Plan ausgearbeitet werden, der den kompletten Schultag der Kinder einbeziehe – vom Start an der Haustür morgens bis zur Rückkehr am Nachmittag.
Corona in Hessen: Lösungen für das Transportproblem müssen her
Die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Elisabeth Kula, unterstützte die Eltern: „Es müssen endlich Lösungen für das Transportproblem und daraus erwachsenden Gesundheitsrisiken gefunden werden.“ Gemeinsam mit der SPD begrüßte sie den Stufenplan, den Lorz noch vor wenigen Tagen abgelehnt habe. Für dessen Eigenlob sehe er keinen Grund, sagte ihr SPD-Kollege, Christoph Degen: „Der Eindruck erhärtet sich, dass Minister Lorz in irgendeinem fernen Paralleluniversum lebt, in dem alles zum Besten steht.“
Am Mittwoch sei für 51 Klassen an 43 Schulen Quarantäne angeordnet gewesen. Die betroffenen Schülerinnen und Schüler würden überhaupt nicht mehr unterrichtet, „weil es weder ein Konzept noch die technische Ausstattung für die Kombination von virtuellem Unterricht und Präsenzstunden gibt“. (Jutta Rippegather mit dpa)