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Hessen: Riesiger Wissensdurst zum Wolf

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Von: Jutta Rippegather

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Wolf (Canis lupus), Alttier, im nebligen Bergwald, Nationalpark Bayerischer Wald. Local Caption
Wolf (Canis lupus), Alttier, im nebligen Bergwald, Nationalpark Bayerischer Wald. Local Caption © epd

Das Landeszentrum kann sich vor Anfragen kaum retten. „Viele haben unbegründete Ängste“, sagt die Expertin.

Über den Wolf existieren viele Märchen. Etwa dass er im Wald hinter einem Baum lauere, um Kinder zu fressen. Quatsch, sagt Susanne Jokisch vom Wolfszentrum im Hessischen Landesamt für Natur und Umwelt (HLNUG) der Frankfurter Rundschau. „In den 23 Jahren, in denen der Wolf wieder in Deutschland ist, gab es keinen einzigen aggressiven Vorfall.“ Vor einer Wildsau mit Frischlingen müsse sich der Mensch definitiv mehr fürchten als vor dem lange ausgestorbenen größten Raubtier aus der Familie der Hunde. „Der ist ein Wildtier, der haut genauso vor Menschen ab, wie ein Fuchs oder ein Reh.“ Doch der schlechte Ruf halte sich hartnäckig. Trotz der Veranstaltungen, bei denen Jokisch und ihre Kolleg:innen sich bemühen, mit den Gerüchten und Märchenerzählungen aufzuräumen.

Inforunde in Wehrheim

Am Mittwoch, 29. März, wird es wieder eine Informationsrunde in Wehrheim geben. Eingeladen sind Weidetierhalterinnen und Weidetierhalter. Der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen erklärt, wie Herden vor Übergriffen geschützt werden können. Zuvor berichtet Jos Hornung vom Wolfszentrum, wo in Hessen sesshafte Wölfe leben und welche Nachweise für die Region vorliegen. Ende Januar war die DNA eines Wolfs an zwei Schafen in Wehrheim nachgewiesen worden. Ein einzelner Rüde, der sich die Wetterau und den Taunus als Revier gewählt hat.

Für April/Mai ist eine Veranstaltung für die allgemeine Öffentlichkeit angekündigt. Der konkrete Termin und der Ort stehen noch nicht fest. Jüngst gab es ein Onlineangebot für Kindertagesstätten. Der Bedarf nach Aufklärung der Bevölkerung sei riesig, sagt Jokisch. „Wir können uns vor Anfragen nicht retten.“ Mitunter wird über das Thema hochemotional diskutiert, kommen die Naturwissenschaftler:innen mit ihren Fakten kaum durch. „Die Leute steigern sich unheimlich rein, behaupten Sachen, die nicht Hand und Fuß haben.“ Keine einfache Aufgabe für die Expert:innen, wie sich jüngst wieder bei einer aufgeladenen Debatte im Werra-Meißner-Kreis gezeigt habe.

„Viele Leute haben unbegründete Ängste“, sagt Jokisch. Eine Behauptung, die ihr immer wieder begegnet: Der Wolf sei nicht menschenscheu, weil er nicht vor Autos weglaufe. Erklärbar sei dies damit, dass der Wolf nur die überall zu sehende Blechkiste sehe. „Der kann nicht kombinieren, dass ein Mensch darin sitzt.“ Und was ist mit den beiden Exemplaren, die in Niedersachsen ihre Menschenscheu verloren hatten? Die waren zahm, weil sie regelmäßig mit Speiseresten gefüttert worden waren.

Hybride werden erschossen

Die wurden ebenso erschossen, wie die Abkömmlinge der beiden Weibchen in der Lausitz und Thüringen, die sich nach einigen Jahren Einsamkeit mit einem Hund gepaart hatten. Solche Hybride seien höchst selten und fielen nicht unter den strengen Schutz, den der lange Zeit ausgerottete Wolf in Europa genieße, sagt Jokisch. „Die sind zum Abschuss freigegeben.“

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