Hessen: Quereinstieg in Kita wird leichter

Die Landtagskoalition will den Fachkräftemangel mit anderen Berufsqualifikationen lindern. Schon zum 1. August soll das Gesetz geändert werden.
Mehr Fachkräfte für die Kinderbetreuung gewinnen – möglichst schnell. Das ist Ziel eines Gesetzentwurfs, den die schwarz-grüne Koalition am Montag im Landtag vorgestellt hat. Das Papier eröffnet auch anderen Berufen eine Chance auf Festanstellung in einer Kita - bei einer Bezahlung auf dem Niveau der ausgebildeten Erzieher:innnen; Logopäd:innen, Ergotherapeut:innen, Waldpädag:innen würden dann zu Fachkräften, maximal 25 Prozent könnten auf den Mindestpersonalbedarf angerechnet werden. Bislang liegt die Grenze für fachfremdes Personals bei 15 Prozent. Damit hofft die Koalition zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: kompetentes Personal zu binden, das derzeit mit unsicheren Honoraverträgen in der Einrichtung tätig ist. Und gleichzeitig das Know-how im Team erweitern.
Anforderungen modifizieren
Daneben sieht der Gesetzentwurf zwei weitere zentrale Änderungen im hessischen Kinder- und Jugendhilfegesetzbuch vor: Einschlägiges Wissen und eine mindestens zweijährige einschlägige Praxiserfahrung können eine fehlende Ausbildung ersetzen - die Voraussetzung prüft das Sozialministerium. Drittens will die Koalition die Anforderung an die Leiter:innen von Kitas oder Gruppen modifizieren. Diese Aufgabe könnten dann auch Personen übernehmen, die während des Studiums einschlägiges Wissen in festgelegtem Umfang erworben haben.
Die Änderungen sollen zum 1. August in Kraft treten. Denn der Mangel ist groß. Verlässliche Zahlen gebe es nicht, sagte Claudia Ravensburg (CDU). Der Ausbau des Rechtsanspruchs auf eine Ganztagsbetreuung habe die ohnehin schwierige Situation noch verschärft. Verkürzte Öffnungszeiten und lange Wartelisten sind inzwischen gang und gäbe, ergänzte Kathrin Anders (Grüne). „Das ist eine sehr, sehr große Herausforderung.“ Trotz eines starken Zuwachses an Erzieher:innen und entsprechender politischer Bemühungen gelinge es nicht, den aktuellen Bedarf zu decken. Umgekehrt gebe es viele gute ausgebildete Kräfte, die sich in den Einrichtungen bewerben, aber nicht das Anforderungsprofil erfüllen. Darunter Personen mit einem Auslandsstudium - etwa aus der Ukraine oder Österreich.
Dialog mit Beteiligten
Wie die beiden Politikerinnen betonten, ist der Gesetzentwurf nicht am grünen Tisch entstanden. Vorausgegangen sei ein Dialog mit Trägern, den Fachverbänden, dem Sozialministerium, den Gewerkschaften. Die Lösung greife kurzfristig und wirke langfristig, sichere die Qualität der Kinderbetreuung und stelle den Familien ein zuverlässiges Angebot zur Verfügung. Um die Kita-Teams nicht zu überfordern, werde die Zahl der Quereinsteigenden begrenzt, sagte Anders. Auf die Erzieher:innen komme ja die Zusatzaufgabe zu, die Neuen anzuleiten: „Das muss eine Kita verkraften können“