Hessen: Lauter Protest gegen die AfD in Königstein

Der hessische Landesverband der in Teilen rechtsextremen AfD feiert sein zehnjähriges Bestehen im „Haus der Begegnung“ in Königstein. Vor Ort führt das zu Protesten.
Draußen, vor der Halle, wehen die Flaggen der Jusos und der „Omas gegen Rechts“. Hinter von der Polizei aufgestellten Drängelgittern stehen in lockeren Gruppen etwa 50 Leute mit Plakaten in den Händen und Trillerpfeifen im Mund. „Schämt euch“ rufen sie, „Keiner will euch haben“ und immer wieder „Nazis raus“. Schräg gegenüber hängt ein riesiges Banner in Regenbogenfarben mit der Aufschrift „Königstein ist bunt“.
Der Anlass für den lautstarken Protest: Mitglieder der AfD, die ins „Haus der Begegnung“ in Königstein wollen. Die in Teilen rechtsextreme Partei beginnt an diesem Freitagmittag einen dreitägigen Mitgliederparteitag, um ihr zehnjähriges Bestehen zu feiern und Delegierte zu wählen, die im Sommer bei einem Bundesparteitag in Magdeburg die AfD-Kandidat:innen für die Europawahl bestimmen sollen.
Hessen: Die Protestierer wollen die AfD nicht in Königstein haben
Die Menschen vor dem Gebäude wollen das nicht unkommentiert geschehen lassen. „Das ist jetzt das vierte Mal, dass die AfD in unserem schönen Haus der Begegnung tagen darf“, sagt Tina Blome, die ganz vorne am Drängelgitter steht. Die Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Königstein hat den Protest gemeinsam mit Vertreter:innen von CDU, Grünen und FDP organisiert. Gerade jetzt, im beginnenden Landtagswahlkampf, sei es wichtig, „ein klares Zeichen“ gegen die AfD zu setzen, findet Blome. Es sei „erschreckend“, dass die Rechtspartei in Umfragen teils bei zwölf Prozent liege.
Marlena Bender vom Vorstand der Grünen Jugend Hochtaunus empfindet es als ihre Pflicht, gegen die AfD zu protestieren. „Man muss den Leuten vor allem zeigen, wie wenig die AfD erreicht hat“, sagt Bender. Die AfD-Landtagsfraktion sei komplett zerfallen, mit seriöser Politik habe das nichts zu tun.
Hessen: Rund 130 AfD-Mitglieder sind gekommen
Drinnen, im Haus der Begegnung, beginnt derweil der Parteitag. Robert Lambrou, Landesvorsitzender und AfD-Fraktionschef im Landtag, begrüßt die rund 130 Mitglieder, die den Saal nicht einmal zur Hälfte füllen.
Auf den Tag genau vor zehn Jahren, am 5. Mai 2013, sei die AfD Hessen in Frankfurt gegründet worden, sagt Lambrou. Die „ganz große Sause“ mit Büfett und weiteren Gästen werde es aber erst am Abend geben.
Hessen: Der Landesvorsitzende Lambrou betont die Erfolge seiner Partei
Die AfD habe in Hessen in den vergangenen zehn Jahren viel erreicht, sagt Lambrou dann. Man sei in viele Kommunalparlamente und den Landtag eingezogen. „Wir haben also eine Menge erreicht, wir sind gekommen um zu bleiben“, ruft Lambrou. Man vertrete Tausende von hessischen Wähler:innen, die eine „konservative, bürgerliche, freiheitliche Politik“ wollten.
Dann wird eine Videobotschaft des AfD-Bundesvorsitzenden Tino Chrupalla eingespielt, der den hessischen Parteifreund:innen zum zehnten Geburtstag gratulierte. „Wir sind eine starke, eigenständige Kraft“, sagt Chrupalla. „Die Leute erwarten von uns Klartext in den Parlamenten.“ Den liefere seine Partei, sie vertrete „das Volk“.
Hessen: Klagen über die Beobachtung der „Jungen Alternative“
Bevor die Delegiertenwahl beginnt und Dominik Asch, der stellvertretende Vorsitzende der AfD-Jugendorganisation „Junge Alternative“ in Hessen, die Einstufung seines Verbandes als „gesichert rechtsextrem“ durch den Verfassungsschutz beklagt, wird eine dreistöckige blaue Torte hereingefahren. Robert Lambrou, sein neurechter Co-Vorsitzender Andreas Lichert und der frühere Landesvorsitzende Albrecht Glaser stoßen mit blau gefärbtem Sekt an. Einige Mitglieder stimmen „Happy Birthday“ an. Die hessische AfD, so scheint es, ist zufrieden mit sich selbst. (Hanning Voigts)