Hessen: Kriminalität steigt nach Corona wieder an

Die Zahl der Straftaten in Hessen hat wieder das Niveau der Zeit vor der Corona-Pandemie erreicht. Innenminister Peter Beuth hat die Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2022 vorgestellt.
Nach niedrigeren Werten in den Jahren 2020 und 2021 hat die Zahl der Straftaten in Hessen wieder das Niveau der Zeit vor der Coronavirus-Pandemie erreicht. Insgesamt seien der Polizei im vergangenen Jahr 368 579 Straftaten bekanntgeworden, sagte Innenminister Peter Beuth (CDU) am Mittwoch bei der Vorstellung der polizeilichen Kriminalstatistik für 2022 in Wiesbaden. Wenn die Menschen wieder mehr zusammenkämen, gäbe es leider auch wieder mehr Kriminalität.
Obwohl damit im vergangenen Jahr 32 000 Straftaten mehr als noch im Jahr zuvor registriert wurden, bedeute das den zweitniedrigsten Stand seit 1981, betonte Beuth. „Das Risiko, in Hessen Opfer einer Straftat zu werden, ist damit weiterhin auf einem historischen Tiefstand.“ Die Aufklärungsquote für Straftaten lag 2022 bei 63,7 Prozent und damit wie in allen Jahren seit 2016 über 60 Prozent. Darüber sei er „sehr glücklich“, sagte Beuth, zumal die Quote vor 2002 noch unter 50 Prozent gelegen habe. „Daran kann man schon sehen, dass wir uns in den letzten Jahren deutlich verbessert haben“, sagte der Innenminister.
Hessen: Die Proteste gegen die Pandemie haben die Polizei auch 2022 beschäftigt
Die Pandemie hat die Polizei Beuths Angaben zufolge im vergangenen Jahr noch stark beschäftigt. Insgesamt habe es hessenweit fast 5000 Kundgebungen und oft nicht angemeldete „Montagsspaziergänge“ gegeben, sagte Beuth. Dies habe sich etwa über Verstöße gegen das Versammlungsrecht auch auf die Zahl politisch motivierter Straftaten ausgewirkt. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine mache sich ebenfalls in der Statistik bemerkbar, sagte Beuth. So seien im vergangenen Jahr 381 Taten registriert worden, die „ausländischer Ideologie“ zugeordnet wurden. Im Jahr zuvor hatte diese Zahl bei nur 96 gelegen. Dabei handele es sich oft um Farbschmierereien und Sachbeschädigungen mit Bezug auf den Krieg, erläuterte Beuth.
Insgesamt ist die Zahl der politisch motivierten Kriminalität im vergangenen Jahr gegenüber 2021 auf 2611 Taten leicht gesunken. Die politisch rechts motivierten Straftaten sind leicht auf 1029 Fälle gestiegen, darunter sind 53 Gewaltdelikte.
Hessen: Der Rechtsextremismus als aktuell größte Gefahr
Die Zahl links motivierter Taten ist dagegen auf 241 gesunken. Der Rechtsextremismus bleibe „die größte Herausforderung und die größte Bedrohung“, sagte Landespolizeipräsident Robert Schäfer. Man reagiere darauf schon seit einiger Zeit mit erhöhtem Fahndungsdruck, etwa durch die hessenweit tätige Polizeieinheit „BAO Hessen R“.
Das Phänomen der Straßenkriminalität, worunter etwa Raubtaten, Körperverletzungen oder Diebstähle im öffentlichen Raum gefasst werden, ist im vergangenen Jahr auf fast 65 000 Fälle gestiegen, 2021 waren es noch knapp 58 000 gewesen. Schäfer deutete den Anstieg dahingehend, dass durch die Pandemie und die aktuelle Energie- und Inflationskrise der Druck in der Gesellschaft insgesamt gestiegen sei. Gerade spontanen Gewalttaten im Zusammenhang mit Alkohol oder Drogen komme oft eine „gewisse Ventilfunktion“ zu, sagte Schäfer. Insgesamt seien aber auch die Fälle von Straßenkriminalität seit 2000 um 42 Prozent zurückgegangen.
Hessen: Polizei ist in Sorge wegen steigender Jugendkriminalität
Große Sorge macht der Polizei Schäfer zufolge die steigende Zahl junger Straftäter. Menschen unter 21 Jahren machten 2022 fast ein Fünftel aller von der Polizei ermittelten Tatverdächtigen aus. Die Täter würden dabei immer jünger und immer gewalttätiger, sagte Schäfer. Sie begingen vor allem Diebstähle oder Drogen- und Gewaltdelikte.
Migrant:innen machen den Zahlen zufolge gut ein Fünftel aller Tatverdächtigen aus. Bei fast drei Viertel der ihnen vorgeworfenen Straftaten gehe es allerdings um Verstöße gegen das Aufenthaltsrecht, so Schäfer. (Hanning Voigts)