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Hessen-Kolumne: Auf des Messers Schneide

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Von: Jutta Rippegather, Hanning Voigts

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Käse
Alles Käse. © Landpartie Schloss Büdingen GbR

Jumbo feiert in Wiesbaden Geburtstag und den Regierungschef zieht es aufs Land. Löwensenf - die Kolumne aus dem Landtag

Was unterscheidet den Haushalt der Familie Al-Wazir von dem der Kaufmanns? Beim Wirtschaftsminister in Offenbach gibt es zwei Käsemesser. Das eine ist von Ikea, das andere hat seine Frau gekauft. Beim Abgeordneten Frank Kaufmann hingegen liegen ein Dutzend Käsemesser in der Schublade. Für jede Sorte ein spezielles. Er ist auch eher der großzügige Typ, während Tarek Al-Wazir sich selbst in die Kategorie Sparbrötchen einsortiert.

Party

Es kommt nicht oft vor, dass Landespolitiker Einblick in ihre Besteckschubladen gewähren. Doch bei einer Party zum 75. Geburtstag wird es zwangsläufig persönlich. Zumal es sich bei Frank Kaufmann um einen Menschen handelt, der die Grünen über Jahrzehnte maßgeblich mitgeprägt hat und bis heute dem Nachwuchs mit Rat zur Seite steht. Geradeheraus, das kann Sensibelchen auch mal vor den Kopf stoßen. Aber ehrlich und verlässlich. Dem heutigen Fraktionschef Mathias Wagner half er auch bei der Eingewöhnung in Wiesbaden: „Er hat mich unter seine Fittiche genommen.“

Die Rührung war dem Jubilar anzusehen. Zum Festtag hatte „Jumbo“ den grünen Schal umgelegt. Lauschte den Worten von Landtagspräsidentin Astrid Wallmann und Michael Boddenberg, die beide in der CDU sind. Der Spitzname Jumbo erklärt sich mit Kaufmanns Flughafenexpertise und mit seiner Telefondurchwahl im Landtag: 747. Eine Nummer, die besser zu ihm passt als 380, wie er später in seiner Dankesrede anmerke: „Ich bin eher fürs Eckige als fürs Runde.“

Am Rednerpult zu stehen ohne Uhr vor sich und ein Landtagspräsidium im Rücken, das ihn ermahnt, zu Ende zu kommen: Das, sagte er, mache ihm einen Heidenspaß. Tatsächlich dauerte dieser Wortbeitrag etwas länger, als die Geschäftsordnung in einer Plenarsitzung erlaubt. Drei Jahrzehnte Landespolitik lassen sich eben nicht mit ein paar Worten abspeisen. Als alles gesagt war, zauberten die Parteifreunde eine Rüblitorte mit grün-weißem Guss hervor. Oben drauf ein Jumbo. Danach gab’s Ziegenkäse mit Asche, Roche baron, Fromage d’affinois – mit den passenden Messern, versteht sich.

Talk im Gasthaus

Unterdes hat sich CDU-Regierungschef Boris Rhein aufgemacht, den ländlichen Raum in Hessen zu erobern. „Talk im Gasthaus – mit dem Ministerpräsidenten im Gespräch“ heißt seine neue Gesprächsreihe. Unterstützt vom Hotel- und Gaststättenverband Dehoga und dem Landfrauenverband Hessen will der Frankfurter in den nächsten Monaten durch die Gemeinden tingeln. Zum Auftakt reiste er nicht ganz so weit. Erste Talkstation war diese Woche Wehrheim im Taunus. Der Weg nach draußen lohnt sich. Immerhin lebt die Hälfte der Menschen in Hessen auf dem Land. Die Landtagswahl im Oktober lässt grüßen.

Leider ist nicht davon auszugehen, dass Rhein in den nächsten Monaten sämtliche knapp 2200 Dörfer abklappert. Nicht nur, weil es zu viel sind, sondern weil in nicht wenigen schon seit langem die Lichter der letzten Kneipe ausgegangen sind. Und selbst wenn sich noch ein Treffpunkt gehalten hat: Der Ministerpräsident nimmt nicht in jeder schnöden Bierpinte, in jedem Döner-Schnitzel-Pizzeria-Lokal Platz. Alle Gastgeberinnen und Gastgeber der Dialogreihe müssen beim Wettbewerb „Die besten Dorfgasthäuser in Hessen“ ausgezeichnet worden sein. Bestimmt gibt es dort auch Käsemesser. Na dann, guten Appetit!

Jutta Rippegather und Hanning Voigts berichten für die FR aus dem hessischen Landtag. Einmal die Woche geben sie ihren Senf dazu. Alle Kolumnen im Internet unter: fr.de/loewensenf

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