Hessen: Haus & Grund fordert leichtere Aufstockung

Die Eigentümerlobby sieht großes Potenzial für Wohnraum durch Aufstockung in Hessen. Dem Land Hessen wirft sie Untätigkeit vor. Auch die Stadt Frankfurt kritisiert sie scharf.
Der Eigentümerverein Haus & Grund beklagt zu hohe Hürden für die Schaffung von Wohnraum durch Aufstockung. Allein im Rhein-Main-Gebiet könnten auf bestehenden Wohngebäuden, aber auch etwa auf Supermärkten, Bürogebäuden oder Parkhäusern bis zu 250 000 Wohnungen entstehen, teilen dessen Landesverband und Frankfurter Ortsverein mit – und berufen sich auf eine Studie des Darmstädter Professors Karsten Tichelmann. Es sei an der Zeit, dieses Potenzial endlich zu nutzen und Bauwillige bei ihren Vorhaben zu unterstützen, sagt der Landesgeschäftsführer von Haus & Grund, Younes Frank Erhardt.
Der Verband bringt erneut ein Sechs-Punkte-Programm ins Spiel, nach dem unter anderem Dachgeschossausbauten keiner Baugenehmigung bedürfen sollen und es für Wohnraum, der durch Aufstockung geschaffen wird, keine mietpreisregulierende und kündigungsbeschränkende Vorschriften geben soll. Er fordert zudem einen Fördertopf für Aufstockung und Dachgeschossausbau in Kommunen mit besonders angespanntem Wohnungsmarkt.
Haus & Grund wirft der Stadt Frankfurt zu viel Regulierung im Wohnungsbau vor
„Die Landesregierung kennt diese Punkte seit Jahren und hat jedes Mal, wenn wir sie vorgebracht haben, wohlwollende Prüfung zugesagt“, kritisierte Erhardt am Donnerstag. „Passiert ist aber nichts.“
Scharfe Kritik äußert die Eigentümerlobby zudem an der Stadt Frankfurt, der sie eine zu starke Regulierung vorwirft. Derzeit sei es insbesondere in den 14 Milieuschutzgebieten praktisch unmöglich, mehr neuen Wohnraum in bestehenden Wohnungen und Häusern zu schaffen, beklagt der Vorsitzende von Haus & Grund Frankfurt, Jürgen H. Conzelmann. Die Stadt müsse die Genehmigungspraxis ändern und Ermessensspielräume nutzen.
Arzt beklagt zu hohe Hürden für Aufstockung und Sanierung in Milieuschutzgebiet
Als Beispiel, was aus seiner Sicht schief läuft, schildert der Verein die Geschichte eines Kinderarztes, der das Haus seiner Tante in Bornheim gern aufstocken und energetisch sanieren würde. Dieser beklagt, eine Sanierung nach der geltenden Milieuschutzsatzung würde die Energiekosten kaum senken, daher sei eine Aufstockung nicht möglich. Planungsdezernent Mike Josef (SPD) habe ihm im Oktober zwar eine Überarbeitung der Milieuschutzsatzung in Aussicht gestellt. Seitdem sei aber nichts passiert.
Haus & Grund weist allerdings selbst darauf hin, dass seit März ein „Runder Tisch Milieuschutz“ über solche Themen berät. Das Planungsdezernat hat zudem angekündigt, umfassende energetische Sanierungen auch in Milieuschutzgebieten ermöglichen zu wollen. Zum Fall des Kinderarztes heißt es, ein Dachgeschossausbau sei grundsätzlich möglich. Man habe ihm bereits Beratung angeboten.