Hessen: Für die Linke geht es jetzt um alles

Die hessische Linkspartei wirkte auf ihrem Listenparteitag recht geschlossen. Trotzdem muss die Partei jetzt kämpfen, wenn sie im Landtag bleiben will. Ein Kommentar.
Eins ist jetzt schon klar: Die hessischen Linken werden kämpfen müssen, um es im Oktober zum fünften Mal in Folge in den hessischen Landtag zu schaffen. Denn nicht nur die Umfragen lassen es schwierig erscheinen, die Fünf-Prozent-Hürde zu überwinden. Auch das sonstige politische Umfeld ist für die Linkspartei alles andere als günstig. Der Me-Too-Skandal um Machtmissbrauch und Männerbünde vor allem in der Wiesbadener Linken treibt viele Sympathisant:innen weiter um, auf der Bundesebene gibt die dauerhaft zerstrittene Linke schon lange kein gutes Bild ab.
Vor diesem Hintergrund verlief der Flörsheimer Listenparteitag erstaunlich ruhig und konstruktiv. Die Spitzenleute Elisabeth Kula und Jan Schalauske scheinen die Partei hinter sich gebracht zu haben, es war ein Wille zu spüren, den Wahlkampf anzugehen. Es ist daher nicht undenkbar, dass die Linken es erneut ins Parlament schaffen – zumal es nach neun Jahren Schwarz-Grün und den Protesten im Dannenröder Forst durchaus einige enttäuschte Grüne und Klimaaktivist:innen gibt, die sich diesmal für die Linke erwärmen könnten.
Letztlich werden die Linken aber erklären müssen, wozu es sie im Landtag braucht, was sie von SPD und Grünen unterscheidet. Warum sie mit Solidarität, sozialer Gerechtigkeit und Umverteilung gute Konzepte für die Krisen der Gegenwart haben. Nur dann können sie ihren Platz im Landtag behaupten.