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Hessen: Covid hat den Schrecken verloren

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Von: Jutta Rippegather

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Drei Forschende gehen davon aus, dass die Corona-Pandemie ihren Ursprung in einem Labor hat. Die Hypothese ist umstritten. (Symbolbild)
Am 1. Februar 2020 landete ein Flugzeug mit deutschen Rückkehrenden aus Wuhan in Frankfurt. Der Termin gilt als Beginn der Corona-Pandemie in Hessen.(Symbolbild) © imago

Politik und Wissenschaft ziehen Bilanz nach drei Jahren. Die Maskenpflicht in Bus und Bahn endet.

Genau drei Jahre ist es her: Am 1. Februar 2020 landete ein Flugzeug mit deutschen Rückkehrenden aus Wuhan in Frankfurt. Der Termin gilt als Beginn der Corona-Pandemie in Hessen. Mit den bekannten gravierenden Folgen. Am morgigen Mittwoch, 2. Februar, setzt Hessen einen weiteren Schritt in Richtung Normalität: Die Maskenpflicht im öffentlichen Personennahverkehr entfällt. Übrig bleiben alleine Einschränkungen für Krankenhäuser, Altenheime, Arztpraxen oder andere Einrichtungen mit geschwächten Personen.

Lebensbedrohlich für manche

Aktuell deute vieles darauf hin, dass sich die Situation hin zum endemischen Zustand verändere, sagte Hessens Sozialminister Kai Klose (Grüne) am Montag in Wiesbaden. „Dennoch möchte ich alle bitten, vor allem im Umgang mit vulnerablen Gruppen, weiter vorsichtig zu sein.“ Corona sei nicht verschwunden, könne bei Grunderkrankungen weiterhin lebensbedrohlich sein.

Klose lobte in seinem Rückblick die Einsicht der Bevölkerung in die Notwendigkeit der Einschränkung des öffentlichen Lebens. Große Teile hätten das Vorgehen unterstützt und mitgewirkt. „Weil verstanden worden ist, dass eine Gemeinschaftsleistung nötig ist, um diese Krise zu überwinden.“ Keiner habe gewusst, was in Wuhan im Dezember 2019 seinen Ursprung genommen habe und wie es sich weiterentwickeln würde. Politik, Wissenschaft und öffentlicher Gesundheitsdienst hätten eng zusammenarbeiten müssen. Dies sei gelungen.

Neben den Flughafenärzt:innen und Verantwortlichen des Gesundheitsamts Frankfurt gehörte Sandra Ciesek zu dem Team, das die Ankommenden aus Wuhan zunächst im Frankfurter Medical Assessment Center (MAC) betreute.

Die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Uniklinikum Frankfurt entwickelte sich zur wichtigen Ratgeberin und gefragten Gesprächspartnerin. „Der Beginn der Pandemie war aus virologischer Sicht eine sehr spannende Zeit“, resümierte Ciesek am Montag. „Zunächst wussten wir sehr wenig über das Sars-CoV-2-Virus, die Erkrankung Covid-19 und wie man damit bestmöglich umgehen sollte.“ In extrem kurzer Zeit hätten alle sehr viel gelernt, so die Professorin für Medizinische Virologie an der Frankfurter Goethe-Universität. „Das war nicht zuletzt dadurch möglich, dass ein offener Austausch von Forschungsdaten durch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf der ganzen Welt stattgefunden hat.“ Das neue Wissen und die daraus resultierenden Konsequenzen hätten die Gesundheitsämter in den vergangenen drei Jahren schnell umgesetzt. „Das war eine enorme Leistung der Mitarbeitenden. Wir haben viel dazugelernt“, fügte Peter Tinnemann hinzu, Chef der Behörde in Frankfurt.

Krankenhauskapazitäten gesteuert

Die ersten Covid-Infizierten waren bereits unter den Passagier:innen des ersten Flugs aus Wuhan entdeckt worden. Der erste positive Corona-Fall in Hessen selbst wurde am 28. Februar 2020 offiziell bestätigt – bei einem 31-jährigen Mann aus Wetzlar, der sich zuvor in der Lombardei aufgehalten hatte. Es folgten nie zuvor dagewesene Aktivitäten, um die Ausbreitung des Virus auf Bundes- wie Landesebene zu verhindern.

Es kam zu „wegweisenden Entscheidungen“, sagte Klose. Etwa die Einrichtung des Planstabs zur Steuerung der Krankenhauskapazitäten. Oder die Einschränkungen des öffentlichen Lebens. „Das ist niemandem leicht gefallen.“ Eine weitere Zäsur bildete für Ciesek der Beginn der Impfkampagne im Dezember 2020. Die Entwicklung verschiedener Impfstoffe im Rekordtempo habe entscheidend dazu beigetragen, dass Sars-CoV-2 aktuell seinen Schrecken verloren habe. „Wir sollten aber weiterhin aufmerksam bleiben und die Ursachen sowie unseren Umgang mit der Pandemie analysieren, um künftige Gefahren präventiv eindämmen zu können oder zumindest noch besser vorbereitet zu sein.“

Im November hatte Hessen in Absprache mit vier weiteren Bundesländern die Isolationspflicht für positiv getestete Personen aufgehoben. Nun das Aus für die Maskenpflicht im Nahverkehr – zeitgleich mit dem im Fernverkehr, für den der Bund zuständig ist. Was bleibt, ist die Masken- und Testpflicht für Besucher:innen in Krankenhäusern oder Pflegeheimen, die das Bundesinfektionsschutzgesetz vorschreibt. Doch ein Testcenter zu finden, wird schwieriger. Immer mehr geben auf, weil sie seit Monaten auf ihre Vergütung warten.

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