„Bitcoin und Bembel“: Hessen-CDU startet in den Wahlkampf

Neuer Stil, neue Farbe: Die Union will für die Hessische Landtagswahl im Herbst auch Frauen für sich gewinnen.
Fulda - Die Werbeagentur der Hessen-CDU liebt Alliterationen. Herz, Härte, Hightech – mit diesen drei Schlagworten soll die Union unter anderem bei der Landtagswahl am 8. Oktober punkten. Ihr Herz für Familien will sie mit einem „Hessengeld“ beweisen, das den Kauf einer eigenen Immobilie erleichtert. Härte gegen „Frauenschläger“ (O-Ton Boris Rhein) demonstrieren – die werden mit Fußfesseln ausgestattet. Und Hightech heißt für die Union, Hessen zum Leitstandort einer lasergetriebenen Kernfusion zu entwickeln. „Das sind die ersten drei von zehn Thesen“, erläuterte Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) am Freitag Nachmittag in Fulda kurz nach Beginn der zweitägigen Auftaktklausur der Hessen-Union.
Sieben weitere sollen im Laufe der nächsten 48 Stunden folgen. Eine verrät der Ministerpräsident und Parteivorsitzende wenig später, als er mit Alexander Dobrindt vor die Kameras tritt, dem Vorsitzenden der CSU-Landesgruppe in Berlin: sich für einen gerechten Länderfinanzausgleichs einsetzen. Es müsse Schluss damit sein, dass Bayern und Hessen zur Kasse gebeten würden, während die Nehmerländer „das Geld mit vollen Händen“ ausgäben. Dobrindt wird deutlicher: „Berlin leistet sich eine ganze Reihe von Ausgaben, die es in anderen Bundesländern so nicht gibt. Wir nennen das unfair.“
Neuer Stil, neue Farbe: Hessen-CDU startet in den Wahlkampf
Die hessische CDU hat ihren Auftritt verändert. Das Merkel-Orange ist eingemottet, das Blau der Ära Roland Koch ebenfalls. Neuer Parteichef, neue Farbe. Die heißt jetzt Petrol, der rote Teppich ist türkis. Angesagt, modern möchte die Union wirken. Denn sie will Frauen gewinnen, will, dass Erstwählende ihr das Vertrauen schenken. „Ein neuer Stil, eine neue Sicherheit, neues Vertrauen“ - das sind die Slogans in dem Werbefilm, der die glitzernde Bankenstadt Frankfurt als Kulisse nutzt. Die CDU will zeigen, dass sie auch Großstadt kann.
Vor dem Tagungshotel stehen zwei große Plakate. Auf beiden ist Boris Rhein abgebildet - im offenen weißen Hemd, ohne Jackett oder Krawatte. „Nicht zu viel versprechen. Aber alles halten“, steht auf dem rechts vor dem Eingang. „Innere Sicherheit. Äußere Gelassenheit“ auf dem anderen. Der Wahlkampf wird zugespitzt sein auf den Spitzenkandidaten Rhein, der vor knapp einem Jahr den langjährigen Ministerpräsidenten Volker Bouffier ablöste, der nun in Fulda nur noch zuschaut, was der Nachwuchs vorhat. Der Slogan, zu Neudeutsch Branding, heißt „Hessen weiter führen.“
Hessen-CDU: Zank, Zaudern, Zögern - dafür stehe die Ampel in Berlin
Weiter geht es mit den Alliterationen: Zank, Zaudern, Zögern - dafür stehe die Ampel in Berlin, sagt der Besuch aus Bayern. Zuversicht, Zukunft, Zusammenhalt - das sei die Union, nicht nur auf Hessen-Ebene, sondern bundesweit. Auch deshalb kommt Dobrindt vorbei und später dann noch Hendrik Wüst, der es in Nordrhein-Westfalen geschafft hat, weiter zu regieren. „Ein feiner Mensch“ sei Rhein, sagt Wüst, der für eine neue Generation von Christdemokraten steht, zu der sich auch Rhein zählt. Und dass er nicht nur nach Hessen gekommen sei, um seine Erfahrungen weiterzugeben, dass er sich auch gewiss etwas abgucken könne.
Eines wird am Freitag mehrfach betont: Am Sonntag, 8. Oktober steht nicht allein zur Wahl, wer künftig Bayern und Hessen regiert. Geht es nach der Union, dann sollen die beiden Landtagswahlen auch der Abrechnung mit Rot-Grün-Gelb im Bund dienen. „Die Union macht Druck, die Ampel stottert“, sagt Wüst süffisant. Dobrindt spricht gar von den „Midterms für die Ampel“, eine Art Halbzeitwahlen wie in den USA. Mit 20 Millionen Menschen in Bayern und Hessen seien ein Viertel der Bundesbevölkerung an die Wahlurne gerufen. Dobrindt, laut Rhein ein „großartiger Stratege“, hofft darauf, dass es am 8. Oktober ein „klares Signal in Richtung Zankampel“ geben wird.
Hessen-CDU wirbt mit „Bitcoin und Bembel“
Und noch eine Alliteration, mit denen die CDU Hessinnen und Hessen in den nächsten Monaten erfreuen wird: Das Pendant zum Bayernslogan „Laptop und Lederhose“ ist gefunden,: „Bitcoin und Bembel“ heißt es. Modern und traditionsbewusst. So sieht eine Werbeagentur aus Berlin Hessen. (Jutta Rippegather)
Verantwortliche der C-Partei in Hessen kritisieren die Flüchtlingspolitik. Sie wollen das Thema für den Wahlkampf nutzen. Die Kolumne.