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Hessen: BUND kritisiert FDP-Werbung für Kernfusion

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Von: Hanning Voigts

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Der Experte vom BUND fordert, statt auf Kernfusion auf regenerative Energien aus Windkraft oder Solarzellen zu setzen. Foto: epd
Der Experte vom BUND fordert, statt auf Kernfusion auf regenerative Energien aus Windkraft oder Solarzellen zu setzen. Foto: epd © Julian Stratenschulte/dpa

Die FDP in Hessen wirbt dafür, die Erforschung und Entwicklung der Kernfusion in Hessen massiv auszuweiten. Der Umweltverband BUND kritisiert, die FDP sitze einem Mythos auf.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) kritisiert die Forderung der FDP im Hessischen Landtag, mehr Fördergeld in die Erforschung der Kernfusion zu stecken und Hessen zu einem Standort für diese Technologie zu machen. Werner Neumann, Physiker und Energieexperte des BUND, sagt, die FDP sei offenbar einem Mythos aufgesessen: „Kernfusion erweist sich nach Jahrzehnten der Forschung als völlig ineffizient.“ Vom „kürzlich verkündeten Durchbruch der Fusionsforschung in den USA“ versprächen die Liberalen sich offenbar viel zu viel.

Auch die immer wieder zu hörende Behauptung, bei der Kernfusion entstünden im Gegensatz zur Kernspaltung keine radioaktiven Abfälle, sei falsch, sagte Neumann. „Durch den Neutronenbeschuss der Ummantelung entsteht eine hochradioaktive Verseuchung“, erläutert der Experte. Das bei der Kernfusion verwendete Tritium, auch als schwerer Wasserstoff bekannt, sei zudem „höchstgefährlich, weil es leicht in den Körper gelangen kann und Krebs erzeugt“.

Die FDP-Fraktion im Hessischen Landtag hatte am Donnerstag gefordert, das Land müsse die große Zukunftschance wahrnehmen, die sich mit der Kernfusion für die Energiegewinnung biete. Der Technologie müsse jetzt Priorität bei der Forschung und Förderung eingeräumt werden, weil bei der Kernfusion aktuell ein „Wissenschaftssprung“ zu verzeichnen sei, hatte Stefan Naas gesagt, Landtagsabgeordneter und Spitzenkandidat seiner Partei bei der Landtagswahl am 8. Oktober. Die FDP hat auch einen entsprechenden Antrag ins Parlament eingebracht, der dort in der nächsten Woche im Plenum diskutiert werden soll.

Der Darmstädter Physikprofessor Markus Roth hatte bei der Pressekonferenz der FDP berichtet, sein Unternehmen „Focused Energy“ arbeite daran, bis Ende der 2030er Jahre die ersten kommerziellen Fusionsreaktoren mit Lasertechik zum Laufen zu bringen. Hessen biete sich als Standort für Kernfusion an, weil hier viele Unternehmen tätig seien, die etwa in der Lasertechnik weltweit führend seien.

Strom aus Wind und Sonne

Bei der Kernfusion werden Atomkerne von Tritium, einem Isotop des Wasserstoffs, so mit Lasern beschossen, dass sie zu Helium verschmelzen. Dabei werden große Mengen an Energie frei. Kernfusion findet in der Natur etwa im Inneren der Sonne und anderer Sterne statt.

Während Befürworter:innen dieser Technologie darauf hoffen, dass Kernfusion eine Methode der Energiewinnung der Zukunft sein kann, halten Kritiker:innen sie für überschätzt und letztlich nicht umsetzbar.

Werner Neumann vom BUND sagte, die FDP solle das Engagement, das sie in die Bewerbung der Kernfusion stecke, „besser zugunsten von Energieeinsparung und Stromerzeugung aus Wind und Sonne einsetzen“. Regenerative Energiequellen seien nämlich „weitaus kostengünstiger, umweltverträglich und durch dezentrale Bürgerbeteiligung getragen“, sagte der Physiker.

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