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Hessen: Bündnis sucht neue Fachkräfte

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Von: Hanning Voigts

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In der Pflegebranche fehlen in Hessen schon jetzt Tausende Fachkräfte (Symbolbild). Foto: dpa
In der Pflegebranche fehlen in Hessen schon jetzt Tausende Fachkräfte (Symbolbild). © Frank Molter/dpa

Aufgrund des demografischen Wandels fehlen in Hessen bald Zehntausende hochqualifizierte Arbeitskräfte. Das breite „Neue Bündnis Fachkräftesicherung“ will das Problem angehen.

Der demografische Wandel, das Ausscheiden der sogenannten Babyboomer aus dem Berufsleben und die digitale Transformation des Arbeitslebens machen der hessischen Wirtschaft, aber auch der Politik Sorgen. Rund 150 000 Fachkräfte könnten in Hessen laut Schätzungen in den kommenden vier Jahren fehlen. Dieses Problem will das Land jetzt mit einem breiten gesellschaftlichen Bündnis angehen: Sozialminister Kai Klose (Grüne) hat am Freitag den ersten Plan des bereits im September 2020 gegründeten „Neuen Bündnisses Fachkräftesicherung Hessen“ vorgestellt.

Die Verfügbarkeit von Fach- und Führungskräften sei „eine zentrale Voraussetzung dafür, dass Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft funktionieren“, sagte Klose vor Journalist:innen in Wiesbaden. Ausreichend gut qualifiziertes Personal zu haben sei „ein wichtiger Erfolgsfaktor für den Wohlstand und das soziale Miteinander in Hessen“. Die Bündnispartner hätten das Vorgehen gegen den Fachkräftemangel als „Daueraufgabe“ erkannt und wollten sich dieser Aufgabe auch in Zukunft widmen. Was man bisher erarbeitet habe, sei nur als „Zwischenergebnis“ zu verstehen, betonte der Sozial- und Integrationsminister.

„Die Fachkräftesicherung ist eine der größten Herausforderungen, die die hessischen Betriebe in den nächsten Jahren zu bewältigen haben“, sagte Frank Martin, der Vorsitzende der Bundesagentur für Arbeit in Hessen, der nach Klose stellvertretender Vorsitzender des Bündnisses ist. Engpässe gebe es seit geraumer Zeit schon in der IT-Branche, in der Pflege sowie in den Bau- und Handwerksberufen, sagte Martin. Die Entwicklung werde auch vor anderen Branchen langfristig nicht Halt machen. Da die hessische Wirtschaft die Krise des vergangenen Jahres schon weitgehend überwunden habe, sei der Bedarf an Fachkräften hoch, viele freie Stellen könnten bereits nicht besetzt werden.

Beratung und Projekte

Dem Bündnis zur Fachkräftesicherung, das auf Initiative von Kai Klose gegründet worden war, haben sich praktisch alle gesellschaftlich relevanten Akteure aus Wirtschaft, Kommunen, Gewerkschaften, Wohlfahrtspflege, Gesundheitswesen und Kirchen angeschlossen. In vier verschiedenen Arbeitsbereichen geht es unter anderem um Maßnahmen zur Fachkräftesicherung in der Kinder- und Jugendhilfe, in der Pflege und im Gesundheitswesen, in der IT-Branche oder im Handwerk. Parallel geht es auch um die Themen Fachkräfte aus dem Ausland, Internationalisierung und Diversität. Im Rahmen des Bündnisses starten die Partner Einzel- oder Gemeinschaftsprojekte und vernetzen sich untereinander.

Im Mittelpunkt der Bündnisarbeit steht die Frage, wie eine erfolgreiche Fachkräftesicherung gelingen kann und wie die hessischen Regionen als attraktive Arbeits- und Wohnorte weiterentwickelt werden können. Konkret geht es etwa darum, verstärkt Frauen, Studienabbrecher:innen, Geringqualifizierte oder Menschen mit Behinderungen für die Aus- und Weiterbildung zu gewinnen, Fachkräften aus dem Ausland den Zugang zum hessischen Arbeitsmarkt zu erleichtern oder Schüler:innen bei der Berufsorientierung zu helfen. Zudem sollen bestehende Angebote besser bekannt gemacht werden, etwa über die sozialen Medien, und erfolgreiche Projekte wie das „Speeddating“ für Azubis sollen ausgebaut werden.

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