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Hessen: Anschlag auf linkes Kulturzentrum in Gießen

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Von: Hanning Voigts

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Die Polizei ermittelt in dem Fall wegen versuchter Brandstiftung. Foto: Michael Schick
Die Polizei ermittelt in dem Fall wegen versuchter Brandstiftung. Foto: Michael Schick © Michael Schick

Offenbar in letzter Minute ist ein Brandanschlag am linken Kulturzentrum „AK44“ in Gießen vereitelt worden. Die Betreiber glauben, dass Burschenschafter hinter der Tat stecken.

Ein Brandanschlag auf das linke Kulturzentrum „AK44“ in Gießen ist offenbar in letzter Minute verhindert worden. Wie die Polizei mitteilte, seien in der Nacht zu Montag zwei Männer über den Zaun des in der Straße Alter Wetzlarer Weg gelegenen Gebäudes geklettert und hätten die Reifen eines dort geparkten Kleinbusses mit einer unbekannten Flüssigkeit übergossen. Die Polizei habe einen 22-jährigen Tatverdächtigen festnehmen können, der inzwischen aber wieder auf freiem Fuß sei, hieß es.

Die Kriminalpolizei ermittelt in dem Fall wegen versuchter Brandstiftung. Noch ist laut Polizeiangaben nicht geklärt, was für eine Flüssigkeit vor Ort ausgeschüttet worden sei.

Hessen: „Gezielter Angriff auf unser Leben“

Das Kulturzentrum AK44 teilte unterdessen mit, Bewohner:innen des zum Haus gehörenden Wohnprojekts hätten die Eindringlinge fotografiert und eindeutig als Verbindungsstudenten identifiziert. Einer von ihnen gehöre der benachbarten Burschenschaft Germania an.

Nur das Eingreifen der Bewohner:innen habe verhindert, dass es zu einem Brand gekommen sei, teilte das AK44 mit. „Als linkes Wohnprojekt und Kulturzentrum stufen wir den Vorfall als gezielten Angriff auf unser Leben und unsere Strukturen ein“, heißt es in der Erklärung. Es zeige sich, „dass Verbindungen und explizit Burschenschaften nicht nur den ideologischen Nährboden für Menschenhass und rechte Ideologien bieten, sondern auch tatkräftige Brandstifter hervorbringen.“ Überrascht sei man von dem Übergriff nicht, so das AK44. Die „Germania“ stehe schon seit langem in Kontakt mit rechtsextremen Akteuren. .

Hessen: Burschenschaft räumt mögliche Beteiligung ein

Axel Oeljeschläger, der Vorsitzende des Altherrenverbands der Germania, teilte der FR am Donnerstagabend auf Anfrage mit, es sei nach seiner Kenntnis tatsächlich nicht ausgeschlossen, dass ein aktives Mitglied der Burschenschaft mit dem Vorfall an dem Kulturzentrum zu tun habe. „Die fragliche Person ist seit dem heutigen Tage nicht mehr Mitglied unseres Bundes“, teilte Oeljeschläger mit. Der Altherrenverband und die Aktivitas der Burschenschaft Germania distanzierten sich „auf das Schärfste von jeglicher Gewalt gegen Sachen oder gar Menschen und verurteilen den hier in Rede stehenden Übergriff“.

Ein zentrales Prinzip der Burschenschaften sei das freie Wort, „auch und gerade in der Diskussion mit politisch Andersdenkenden“, sagte Oeljeschläger. „So wird es stets in unserem Bund gehalten, für Gewalt und Gewalttäter ist bei uns kein Platz.“ (Hanning Voigts)

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