Grüne in Hessen: Eine Chance

Tarek Al-Wazir könnte Ministerpräsident. Ein Kommentar.
Ist Hessen reif für einen grünen Ministerpräsidenten und ist Tarek Al-Wazir der richtige Kandidat? Beides ist zu bezweifeln. Doch noch nie standen die Chancen dafür so gut wie jetzt. Die Bundespartei macht eine gute Figur, Umfrageergebnisse wecken Hoffnungen. Landesvater Volker Bouffier ist von Bord. Boris Rhein muss fleißig durchs Land ziehen, um sich bekannt zu machen, rückt in so manchen Äußerungen immer weiter in die Mitte, besetzt auch mal Themen, die zu komplex sind für einen einmaligen öffentlichkeitswirksamen Gipfel.
Tarek Al-Wazir hingegen kennen die Menschen in Hessen. Den ernsten Offenbacher mit jemenitischen Wurzeln – wortgewandt, fachlich kompetent, gelegentlich auch oberlehrerhaft. Ein Grüner, der auf der Strecke von der Antistartbahndemo zur Regierungsbank Kröten schluckte. Das nimmt so mancher Fundi ihm übel. Neun Jahre Minister haben Spuren hinterlassen. Die jugendliche Spritzigkeit ist perdu. Al-Wazir wirkt gediegen, staatstragend.
Seine Reife könnte sich als Chance erweisen für die Partei, die sich links der Mitte verortet. Sie macht die Grünen für breitere Schichten wählbar. Die aktuell wichtigen Themen hat sie in ihrer DNA. Klimawandel, Schutz der Demokratie – das bewegt die Menschen angesichts der Hitzesommer und des Terrors von Hanau. Doch die politische Konkurrenz schläft nicht. Das Rennen ist offen.