Gewalt gegen Lehrkräfte in Hessen nur „Einzelfälle“?

Hessens Kultusminister Lorz sieht keine Zunahme an Übergriffen in den Schulen. Linke und FDP dagegen halten Ergebnisse einer Studie der Uni Gießen für alarmierend.
Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU) hat zurückhaltend auf eine Studie der Justus-Liebig-Universität Gießen zu gewalttätigen Vorfällen gegenüber Lehrkräften reagiert. Dies seien „Einzelfälle“, so Lorz. Der Deutsche Beamtenbund, der die Studie in Auftrag gegeben hatte, zeigt sich irritiert.
44 Prozent der Lehrkräfte wurden schon einmal bedroht, jeder fünfte körperlich angegriffen, die allermeisten beleidigt oder beschimpft: So lautet das Ergebnis einer Befragung der Gießener Universität, an der sich gut 600 hessische Lehrkräfte beteiligt hatten.
Vorfälle „ernst nehmen“
Aus Sicht des hessischen Kultusministeriums ist die Studie allerdings „nicht repräsentativ“. Meldepflichtige Vorfälle stellten „in Hessen weiterhin Einzelfälle dar“, kommentierte Kultusminister Lorz die am Mittwoch veröffentlichten Ergebnisse der Befragung, die der Deutsche Beamtenbund Hessen (dbb) in Auftrag gegeben hatte. Es lasse sich „kein steigender Trend bei diesen Vorfällen beo-bachten“. Dennoch sei Gewalt gegen Lehrkräfte wie auch unter Schülerinnen und Schülern „sehr ernst zu nehmen“, hieß es aus Wiesbaden.
„Nach der Reaktion aus dem Ministerium muss vermutet werden, dass dort offenbar nicht allzu viel von den Problemen in den Schulen ankommt“, sagte dbb-Landesvorsitzender Heini Schmitt. Im Kultusministerium verschließe man die Augen und lasse die Betroffenen allein, kritisierte auch Elisabeth Kula, Bildungsexpertin der Linke-Fraktion im Landtag. Die Gewalt und Aggressivität gegenüber Lehrerinnen und Lehrern nehme zu.
Die in der Studie genannten Zahlen seien „erschreckend“, so Moritz Promny, bildungspolitischer Sprecher der Freien Demokraten im Hessischen Landtag. Dies zeige, dass es sich nicht nur um Einzelfälle handele.