Geflüchtete in Hessen: Betriebe hoffen auf Verstärkung

Die Agentur für Arbeit und die Wirtschaftskammern sehen gute Chancen für Geflüchtete aus der Ukraine, auf dem hessischen Arbeitsmarkt. Doch es gibt auch einige Hürden.
Anfragen gibt es längst. Betriebe melden sich bei der Handwerkskammer Frankfurt/Rhein-Main, weil sie gerne Menschen beschäftigen wollen, die vor dem Krieg aus der Ukraine geflüchtet sind, etwa als Friseurin oder Kosmetikerin. Bei der Industrie- und Handwerkskammer Frankfurt informieren sich Unternehmen über eine Anstellung von Geflüchteten als Küchenhelfer:in, aber auch im Bereich Softwareentwicklung.
Noch weiß niemand, wie viele Menschen aus der Ukraine längere Zeit oder auch dauerhaft in Deutschland bleiben werden – und wie sich diese Zuwanderung auf den Arbeitsmarkt in der Region auswirken wird. Selbst die Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit hält sich mangels belastbarer Daten noch mit konkreten Einschätzungen zurück.
Arbeitsagentur Frankfurt sieht Chancen in Logistik und Transport sowie bei Finanzdienstleistern
Die Frankfurter Arbeitsagentur sieht auf Anfrage prinzipiell recht gute Chancen für Geflüchtete, in der Region einen Arbeitsplatz zu finden. Der Frankfurter Arbeitsmarkt habe zwei Schwerpunkte: Transport und Logistik sowie den Finanzdienstleistungssektor. „Sicherlich können hier viele Arbeitssuchende untergebracht werden, auch mit nur geringen Deutschkenntnissen“, heißt es.
Klar scheint zudem jetzt schon: Die Bereitschaft, Geflüchteten eine berufliche Perspektive zu bieten, ist bei vielen Unternehmen groß. Zumal einige händeringend Personal suchen. „Das Handwerk integriert – das haben wir schon in den Jahren nach 2014/2015 gezeigt“, sagt Susanne Haus, Präsidentin der Handwerkskammer Frankfurt/Rhein-Main. Gerade die oft kleinen, familiengeführten Betriebe, die das Handwerk prägten, könnten den Geflüchteten beim Einstieg nicht nur ins Arbeitsleben, sondern auch in die Gesellschaft helfen, betont sie.
Handwerk in Frankfurt und Region hat gute Erfahrungen mit Geflüchteten gemacht
Die Erfahrungen der Betriebe, die bereits in der Vergangenheit Geflüchtete in den Arbeitsmarkt integriert hätten, seien durchweg positiv gewesen, heißt es bei der Handwerkskammer. Schon deshalb seien diese auch jetzt „sehr aufnahme- und ausbildungsfreudig“.
Ähnlich äußert sich die Industrie- und Handelskammer. Die IHK Frankfurt am Main stehe bereit, ihren Beitrag zu einer Integration der aus der Ukraine geflüchteten Menschen in die Unternehmen zu leisten und sei vorbereitet, sagt Brigitte Scheuerle, Geschäftsführerin für Aus- und Weiterbildung.
Geflüchtete aus der Ukraine müssen zunächst eine Unterkunft finden und sich orientieren
Noch allerdings sei die Nachfrage von Geflüchteten nach Unterstützung rund um Aus- und Weiterbildung und die Integration in den Arbeitsmarkt sehr gering. Die nun ankommenden Menschen müssten sich wohl zunächst organisieren, eine dauerhafte Unterkunft suchen und orientieren, bevor sie über einen dauerhaften Einstieg in ein Unternehmen nachdenken, heißt es bei der IHK. Zumal es sich bei den Geflüchteten zu einem hohen Anteil um Frauen und Kinder handele, so dass die Kinderbetreuung ein großes Thema sei.
Die Handwerkskammer hält den Ausbildungs- und Qualifizierungsbedarf der Geflüchteten für niedriger als 2014/2015. Die größte Hürde sei aber auch diesmal die Sprache. Unklar sei zudem, wie viele Menschen dauerhaft hier blieben. Viele hofften wohl, bald in ihre Heimat zurückkehren zu können.
Eine Hotline der Bundesagentur für Arbeit für Geflüchtete ist montags bis freitags unter 0911 / 178-7915 zu erreichen. Die Beratung erfolgt auf ukrainisch oder russisch.