Flughafen Frankfurt: Kampf um die Nachtruhe

Die Fluglärmkommission fordert strengere Regeln für späte Landungen. Sie hat einen neuen Vorsitzenden gewählt.
Der lasche Umgang mit verspäteten Landungen nach 23 Uhr soll eine Ende haben: Die Frankfurter Fluglärmkomission fordert, sie genauso zu behandeln, wie die verspäteten Starts in dieser Zeit. Ausnahmen vom Nachtflugverbot wären dann nur mit Einzelfallerlaubnis gestattet und wenn die Verspätungsgründe außerhalb des Einflussbereichs der Fluggesellschaft liegen.
Nächtlicher Fluglärm steht auf Top eins der Beschwerden der Bevölkerung, seitdem sich der Verkehr am Frankfurter Flughafen langsam von der Pandemie erholt. Noch sind die Vor-Corona-Zahlen bei weitem nicht erreicht. Von den Passagierzahlen im Januar 2019 lag Fraport im vergangenen Monat noch 21,3 Prozent entfernt. Doch in jüngster Zeit häufen sich die Landungen zwischen 23 und 24 Uhr - einer Zeit, in der eigentlich bereits Ruhe am Himmel herrschen müsste. Möglich macht dies eine Regelung, die Landungen Sonderrechte einräumt. Geht es nach der Fluglärmkommission, werden diese ab 2024 gültigen aktualisierten im Lärmaktionsplan gestrichen.
Das Gremium
Der Offenbacher Stadtrat Paul-Gerhard Weiß (FDP) ist neuer Vorsitzender der Fluglärmkommission Frankfurt.
Stellvertretende Vorsitzende sind die Frankfurter Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Grüne), und Manfred Ockel (SPD), Bürgermeister von Kelsterbach und Co-Vorsitzender des Expertengremiums aktiver Schallschutz.
Neu im Vorstand ist der Darmstädter Umweltdezernent Michael Kolmer (Grüne). Wiedergewählt wurden die Mainzer Umweltdezernentin Janina Steinkrüger sowie die Bürgermeister Bernd Blisch (Flörsheim), Jan Fischer (Nauheim), Ralf Möller (Weiterstadt), und Dirk Westedt (Hochheim). jur
Mit dem Offenbacher FDP-Stadtrat Paul-Gerhard Weiß an der Spitze hat das Gremium die Arbeit seines langjährigen jüngst gestorbenen Vorsitzenden, des Raunheimer Bürgermeisters Thomas Jühe, fortsetzt. Das neue Team stehe für Kontinuität, für Unabhängkeit und eine Zusammenarbeit jenseits von lokalen Egoismen und Parteipolitik, betonte Weiß. „Das Ringen um jedes Dezibel bleibt eine zentrale Aufgabe für die Region.“ Der Einsatz für Lärmschutz rund um Deutschlands größten Airport bedeute dicke Bretter zu bohren. „An dem enormen Verkehr können wir nichts ändern.“ Doch in den vergangenen Jahrzehnten sei einiges erreicht worden. Viele Themen seien sehr komplex für die Kommunalpolitiker:innen. Deshalb sei die professionelle Unterstützung von Geschäftsführerin Anja Wollert und der hessischen Fluglärmschutzbeauftragte Regina Barth so wertvoll.
Die Lärmbelastung in der Nacht zählen zu den Dauerbrennern in den Beratungen. Die Kommission hat dazu weitere Empfehlungen beschlossen mit dem Ziel, die Belastung zu mindern: Nachtflüge sollen ausschließlich mit Flugzeugen der leisesten Kategorie erfolgen, die Flughafenentgelte für die lautesten erhöht werden. Zudem sollten beim An- und Abschwellen der Flugbewegungen in Richtung der so genannten Mediationsnacht (23 bis 5 Uhr) Sommer- und Winterflugplan getrennt betrachtet werden. Bislang sind im Jahresdurchschnitt 133 Flüge pro Nacht möglich; eine Vorsorge für die Zukunft, in der das eingemottete neue Terminal 3 benötigt werden könnte. Aktuell wird die Grenze nicht erreicht.