Der Friedenspreis geht nach Somalia

Ilwad Elmann unterstützt die Opfer des Bürgerkriegs und setzt sich für Versöhnung ein. Die 33-Jährige besucht vor dem Festakt eine Frankfurter Schule.
Die somalisch-kanadische Friedens- und Menschenrechtsaktivistin Ilwad Elmann erhält am 8. März den 27. Hessischen Friedenspreis. Die 33-Jährige setze sich täglich für die Schwächsten der Gesellschaft ein. Ihr Antrieb sei die Vision eines friedlichen und gerechten Somalias, begründete Parlamentspräsidentin Astrid Wallmann am Montag in Wiesbaden die Entscheidung für die Trägerin des Alternativen Nobelpreises 2022 und des Deutschen Afrika-Preises. Die Verleihung des Friedenspreises sollte bereits 2022 stattfinden, musste aber aufgrund von Corona verschoben werden. Der Preisträger oder die Preisträgerin 2023 wird im Herbst geehrt.
Preis erstmals aberkannt
Wie Kuratoriumsvorsitzender Karl Starzacher bei diesem Anlass erstmals mitteilte, hat das Gremium bereits im Dezember 2021 Abiy Ahmed die Auszeichnung aberkannt, die der äthiopische Ministerpräsident 2019 für seine Aussöhnungspolitik erhalten hatte. Ein einmaliger Vorgang in der Geschichte des mit 25 000 Euro dotierten Preises der Albert Osswald-Stiftung. Abiy Ahmed wird die Verantwortung zugeschrieben für die humanitäre Not in Tigray, verursacht durch die Blockade von Hilfslieferungen und die systematische Zerstörung der Infrastruktur in der Region.
Ilwad Elmann ist keine Politikerin, auch keine Oppositionelle. „Sie ist eine zivilgesellschaftliche Akteurin“, erläuterte Nicole Deitelhoff, Kuratoriumsmitglied und Vorstand des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung. Während des Bürgerkriegs war Elmann mit ihrer Familie nach Kanada geflüchtet, kehrte 2010 in das „gefährlichste Land der Welt“ (Wallmann), nach Somalia, zurück. Dort trat sie in die Fußstapfen ihres verstorbenen Vaters und eine ihrer Schwestern, kämpft für Frieden und Menschenrechte, für Bildung und Reintegration von Kindersoldaten, für die Unterstützung von Vergewaltigungsopfern in dem Land, dessen Bevölkerung seit drei Jahrzehnten unter Gewalt und Terrorismus leidet. Dort setzt sich Elman auch für Geschlechtergerechtigkeit ein, einen Friedensprozess unter Beteiligung der Frauen, Mädchen und aller anderen Betroffenen. Für Versöhnung und Teilhabe - Garanten für einen haltbaren Frieden.
Der Preis
Wegen der Pandemie werden in diese Jahr zwei Mal Hessische Friedenspreis verliehen: Der für das vergangenen am 8. März , der für das aktuelle im Herbst.
Ilwad Elman ist die acht Frau unter den insgesamt 27 Auszeichneten.
Gestiftet haben den Preis im Jahr 1993 der früherer hessische SPD-Ministerpräsident Albert Osswald und seine Frau Margarete. jur
Wie Deitelhoff betonte, ist die Entscheidung für die afrikanische Aktivistin auch eine Erinnerung an die langwährenden Konflikte in der Welt. Die habe der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine medial in den Hintergrund gedrängt.
Anna Lührmann als Laudatorin
Die Preisverleihung wurde bewusst auf den 8. März terminiert - den Internationalen Frauentag. Laudatorin ist Anna Lührmann, hessische Bundestagsabgeordnete und Staatsministerin für Europa im Auswärtigen Amt. Die Grünenpolitikerin hat einige Zeit in Afrika gelebt, gilt als Kennerin des Kontinents und beschäftigte sich intensiv mit der Friedensforschung. Einen Tag vor dem Festakt wird Ilwad Elmann eine Frankfurter Schule besuchen, um mit den jungen Leuten ins Gespräch zu kommen.