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Das Handwerk kann in Hessen als Motor der Integration wirken

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Von: Peter Hanack

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Wer mit anpacken darf, wird schneller heimisch. Das gilt gerade auch für Geflüchtete.
Wer mit anpacken darf, wird schneller heimisch. Das gilt gerade auch für Geflüchtete. © Michael Schick

Die hessischen Handwerkskammern zeichnen erstmals Betriebe aus, die Geflüchtete ausbilden und beschäftigen. Der Integrationspreis wurde am Dienstag in Wiesbaden drei mal verliehen.

Zum ersten Mal hat das hessische Handwerk am Dienstag einen eigenen Integrationspreis verliehen. Ausgezeichnet wurden drei Betriebe, die sich vorbildlich für Ausbildung und Beschäftigung von Geflüchteten einsetzen.

Finden Geflüchtete in Hessen eine Ausbildungsstelle oder eine Anstellung, dann ist das nach Überzeugung von Susanne Haus eine Win-Win-Situation. Zum einen könnten Betriebe so ihren eigenen Fachkräftebedarf besser decken, zum anderen könnten Arbeit und Ausbildung einen großen Beitrag zur Integration von Menschen beitragen, die ihr Heimatland oft notgedrungen verlassen haben. Das Handwerk sei deshalb einer der wichtigsten Integrationsmotoren, sagte Haus, Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern anlässlich der Preisverleihung in Wiesbaden.

Aus Syrien nach Hessen geflüchtet

Ausgezeichnet wurden drei Betriebe, jeweils einer aus einem der drei hessischen Kammerbezirke. Einer davon ist Ludwig Schneider & Sohn aus Marburg, ein Malerbetrieb mit 20 Beschäftigten. Fünf der Mitarbeiter sind aus ihrer Heimat geflüchtet und haben in Hessen ein neues Zuhause gefunden. Wie Mohammad Abdalwahab, der 2016 aus Syrien nach Deutschland kam.

Der 33-Jährige arbeitet bei Schneider & Sohn als Bauhelfer, ist dort seit 2019 fest angestellt. „Er hat sehr schnell sehr gut Deutsch gelernt“, erzählte seine Chefin Petra Schneider. So gut, dass er die anderen Geflüchteten „ein bisschen an die Hand genommen hat, damit sie sich auch schnell gut zurecht finden“, wie Schneider berichtete. „Die Arbeit ist super, die Leute sind sehr nett“, konnte auch Abdalwahab nur Gutes berichten. Die größte Schwierigkeit sei es gewesen, die für ihn so fremde Sprache zu erlernen. Inzwischen habe er sich auch mit der Kultur und sogar mit dem Wetter angefreundet.

Auch Jamur Haidari arbeitet bei Schneider & Sohn, hat dort gerade seine Ausbildung abgeschlossen. 2016 kam er aus Afghanistan, erzählt er. „Wir verstehen uns untereinander sehr gut“, so der 23-Jährige. Probleme mit altgedienten Kollegen gebe es keine. Das bestätigt auch Petra Schneider. „Der Umgang ist sehr respektvoll und höflich“, sagt sie. Und fügt hinzu: „Wir können es uns im Handwerk auch nicht leisten, keine Geflüchteten oder Zuwanderer einzustellen.“

Demografischer Wandel bereitet Sorge

Das machte Hessens Sozialminister Kai Klose (Grüne) in seinem Grußwort deutlich. Es fehlten unzählige Fachkräfte, „vor allem junge Menschen“, sagte er. Und das sei erst der Vorbote der demografischen Entwicklung, „der zentralen Herausforderung für das Handwerk“. Immerhin etwas mehr als 6500 Ausbildungsverträge mit Geflüchteten seien in den Jahren 2015 bis 2022 geschlossen worden, berichtete Handwerks-Präsidentin Haus.

Wenn es nach Menschen wie Fatma Oker geht, könnten das noch mehr werden. Sie betreibt die Haar Lounge in Heppenheim und ist ebenfalls Trägerin des Integrationspreises. So wie die Walter Nies GmbH, ein Dachdeckerbetrieb aus Wiesbaden.

Von den aktuell vier Auszubildenden sind zwei Geflüchtete, wie Geschäftsführerin Claudia Temmen berichtete. „Diese Leute sind mega-engagiert“, lobte sie, hätten ein großes Interesse, sich zu integrieren. Ob ein Auszubildender aus Wiesbaden stamme oder dem Ausland, sei ihr egal. „Wir finden eigentlich relativ leicht Leute, weil wir bekannt sind“, sagte sie. Was dann zähle sei, sei nicht die Herkunft, sondern „dass jemand zu uns passt“.

Der Integrationspreis ist mit je 1500 Euro dotiert. Für Petra Schneider ist klar: „Dafür gibt es ein großes Sommerfest für alle.“

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