Das Abitur und Corona zehren an Hessens Schulen

Schriftliche Prüfungen für 20 000 Schüler und Schülerinnen haben am Mittwoch begonnen. Weil die Lehrkräfte mit Corona und dem Abitur doppelt belastet sind, werden Unterrichtsausfälle erwartet.
Für 20 000 junge Hessen und Hessinnen haben am Mittwoch an 256 Schulen die schriftlichen Abiturprüfungen begonnen. Los ging es mit Deutsch. Es gibt Erleichterungen, um die durch Corona entstandenen Nachteile auszugleichen. Weil aber auch Lehrkräfte erkrankt oder in Isolation sind, stellen die Reifeprüfungen in diesem Jahr eine besondere Belastung für die Schulen dar.
Für jedes Prüfungsfach gibt es einen zusätzlichen Aufgabenvorschlag, aus denen die Lehrerinnen und Lehrer auswählen können. Damit sollen sie besser auf den jeweiligen Kenntnisstand ihrer Schüler:innen eingehen können. Die Bearbeitungszeit für die Aufgaben wurde verlängert, 25 Minuten mehr gibt es im Grundkurs, 30 Minuten im Leistungskurs.
Maske und Test nur freiwillig
Anders als im laufenden Schulbetrieb müssen die Prüflingen nicht mit einem Test nachweisen, dass sie coronanegativ sind. Allerdings entfällt diese Pflicht an den Schulen ohnehin am 2. Mai, weil dann die Corona-Schutzverordnung des Landes in der jetzigen Fassung ausläuft. Danach sollen Tests noch auf freiwilliger Basis gemacht werden können. Masken dürfen, müssen aber während der Prüfungen nicht getragen werden.
Abitur in Hessen
Das Abitur wird in Hessen vom 27. April bis 11. Mai geschrieben. Die schriftlichen Prüfungen haben mit den Leistungs- und Grundkursen in Deutsch begonnen.
Den Abschluss bilden die Prüfungen in den Leistungs- und Grundkursen Chemie. Nachschreibtermine gibt es vom 23. Mai bis 9. Juni. pgh
Das hessische Kultusministerium geht davon aus, dass die noch andauernde Pandemie das Geschehen nicht wesentlich beeinflusst. So seien an allen hessischen Schulen am Montag lediglich 0,1 Prozent der Schüler und Schülerinnen von einer Absonderung aufgrund einer Corona-Infektion betroffen gewesen. Bei den Abiturienten und Abiturientinnen rechnet das Ministerium mit einer noch mal geringeren Quote, da diese private Kontakte in den vergangenen Wochen wahrscheinlich freiwillig eingeschränkt hätten.
Keine zusätzlichen Ressourcen
Auch bei den Lehrkräften zeige sich keine besondere Auffälligkeit, antwortet das Kultusministerium auf Anfrage. Am Montag seien 0,52 Prozent der Lehrkräfte von einer Absonderung betroffen gewesen. Dies könne im laufenden Betrieb ausgeglichen werden. Zusätzliche Mittel haben die Schulen nicht erhalten.
Stefan Wesselmann, Landesvorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), geht allerdings davon aus, dass die Infektionszahlen in den Schulen wieder steigen werden. Auch seien vermehrt Fälle von positiven Tests im Kollegium zu beobachten. Mit höheren Infektionszahlen rechnet auch Thilo Hartmann, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Hessen. Gerade für Angehörige aus den Risikogruppen sei der Wegfall der Schutzmaßnahmen wie Maskentragen und Testpflicht höchst problematisch. Coronabedingte Ausfälle in der Schülerschaft und unter Lehrkräften werde es zwangsläufig auch bei Abiturprüfungen geben.
Mehr Infektionen erwartet
Direkte Auswirkungen auf die Prüfungen erwarten allerdings weder Wesselmann noch Hartmann. Erkrankte Lehrkräfte würden vertreten, Prüflinge könnten die Nachschreibtermine nutzen. Folgen gebe es allerdings an andererer Stelle. So sei mit Unterrichtsausfällen zu rechnen, weil durch die Prüfungen viel Personal gebunden sei.
Lehrkräfte, die an den Prüfungen teilnehmen, sollen möglichst von Vertretungsaufgaben befreit werden, heißt es aus dem Kultusministerium. Das gilt auch für die Korrekturphase. Eine Aufstockung der Vertretungsmittel fordert deshalb Reinhard Schwab, der Vorsitzende des Hessischen Philologenverbands. Wenn die Kollegien ausgedünnt seien, müsse das Kultusministerium für Vertretung sorgen – oder habe Bildungslücken zu verantworten.