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Corona in Hessen: Frühwarnsystem für die Volksgesundheit

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Von: Jutta Rippegather

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Sogenannte Ewigkeitschemikalien können auch in Kläranlagen nicht mehr oder nur mit unverhältnismäßigem Aufwand entfernt werden.
Kläranlage sind verräterisch. © Corinna Schwanhold/dpa

Das Abwassermonitoring hat sich als Methode bewährt. Demnächst beginnt ein neues Bundesprojekt.

Auf dem Höhepunkt der Pandemie gab es gleich mehrere Projekte, bei denen Abwasser von Kläranlagen nach Coronaviren untersucht wurde – finanziert vom Bund oder auch vom Land. Vor knapp zwei Monaten lief als letztes das Bundesprojekt ESI-CorA aus, bei dem die Kläranlage Büdingen im Wetteraukreis beprobt wurde. Das soll im Zuge des bundesweiten Pandemie-Radars von Frühjahr an fortgesetzt werden. Bis dahin werden die Untersuchungen in Büdingen nach Angaben des hessischen Sozialministeriums fortgeführt. Die aktuellen Ergebnisse sind im Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts einsehbar.

Pandemie-Radar

An dem Abwassermonitoring im Zuge des Pandemie-Radars werden dann voraussichtlich elf Kläranlagen in Hessen teilnehmen: zwei in Frankfurt (Sindlingen sowie Niederrad/Griesheim), zwei in Wiesbaden (Innenstadt und Biebrich), Hanau, Darmstadt, Fulda, Kassel, Marburg, Gießen und Büdingen. Das geht aus einer Antwort auf eine Anfrage des FDP-Abgeordneten Yanki Pürsün hervor.

Pandemie-Radar

Bis zur Pandemie hatte die Untersuchung von Abwasser ein Nischendasein geführt. Inzwischen gilt sie als effektives und preiswertes Frühwarnsystem. Aus Abwasser lässt sich ablesen, wie hoch die aktuelle Virenlast in der Bevölkerung ist und welche Varianten unterwegs sind.

Susanne Lackner, Professorin an der Technischen Universität (TU) Darmstadt, gilt als eine der führenden Forscherinnen auf dem Gebiet. Die Expertin für Wasser- und Umweltbiotechnologie hat schon Polio in den Ausscheidungen der Menschen entdeckt, Tuberkulose, Influenza. Im vergangenen Sommer konnte sie Affenpocken nachweisen. Im November 2021 erbrachte ihr Team den ersten Nachweis der Omikron-Variante BA.1 – die Probe stammte vom Frankfurter Flughafen.

Grippewelle erkennen

Wie aus der Antwort des Sozialministeriums hervorgeht, setzten die verschiedenen Projekte in Hessen unterschiedliche Schwerpunkte. Etwa das der Stadt Darmstadt mit der TU, das die digitale Verknüpfung von Gesundheits- und Mobilitätsdaten mit Erkenntnissen aus Abwasseruntersuchungen zum Ziel hatte. „Die Viruslast im Abwasser stand bei diesem Projekt nicht im Vordergrund.“

Pandemie-Radar

In Büdingen sollen einheitliche Standards für die Analytik und Bewertung entwickelt und die rechtlichen Voraussetzungen für die Einführung eines Abwassermonitorings in Deutschland geprüft werden. Das Darmstädter Projekt endete im Dezember erfolgreich, heißt es in der Antwort des Ministeriums. „Es konnte demonstriert werden, dass Mutationsprofile von Sars-CoV-2 in sehr guter Qualität aus dem Abwasser gewonnen werden können.“ Beim geplanten Bundesprojekt liege der Schwerpunkt auf der Überwachung der Viruslast von Sars-CoV-2. Zum jetzigen Zeitpunkt reiche eine zweimal wöchentlich stattfindende Beprobung, um einen Überblick über den Trendverlauf zu erhalten.

Pandemie-Radar

Laut Landesregierung ist das Beproben des Abwassers „eine verhältnismäßig preiswerte Methode der Überwachung von gesundheitsrelevanten Parametern“ dar. Sie habe Potenzial, Ausbrüche mit Polioviren früh zu entdecken, Beginn oder Höhepunkt der Grippewelle oder auszumachen. „Ein weiterer interessanter Parameter sind Antibiotikaresistenzen und deren Verbreitung.“

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