Kurzurlaub und Italiensehnsucht

In der Villa Winter ist eine Capri-Ausstellung zu sehen / 75 Werke aus 30 Sammlungen
KRONBERG - Jede Kiste wird mit Spannung geöffnet. Viele der Gemälde, die an diesem Tag im Museum Kronberger Malerkolonie für die Ausstellung „Zauberhaftes Capri“ aufgehängt werden, wurden in sogenannten „Klimakisten“ angeliefert. Zwischen Ankunft und Auspacken vergehen ein paar Tage, damit sich die Bilder in den speziellen Transportbehältnissen akklimatisieren können. Die Kisten sind ausgesprochen stabil, um sie zu öffnen, müssen acht Muttern per Akkuschrauber gelöst werden.
Dr. Ingrid Ehrhardt, die Leiterin des Museums, Hans Robert Philippi, Vorsitzender des Vorstands der Stiftung Kronberger Malerkolonie, und Restauratorin Moya Schönberg beobachten, wie die „Artbrothers“ die Kiste aus Wuppertal öffnen.
Wenn der Zustand beim Auspacken per Kamera festgehalten ist, geht es zum Arbeitstisch, wo das Bild aus dem Tuch genommen wird, in das es eingeschlagen wurde. Nun gilt es, alle Schäden zu dokumentieren, die das Gemälde und der Rahmen aufweisen. Meist sind diese Schäden schon zuvor einmal dokumentiert worden, wie den beigefügten Begleitpapieren zu entnehmen ist. Darin sind auch die Bedingungen festgehalten, die in den Räumen vorherrschen müssen (Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Licht), in denen das Werk gezeigt wird. Mitunter kommen sogar Restauratoren als Kurier mit, um das Hängen zu begleiten.
Bei Werken aus öffentlichen Sammlungen gelten strengere Regeln als bei Werken aus Privatsammlungen. Eine Herausforderung für das Kronberger Museum. Allein für den Transport muss für die Capri-Ausstellung ein fünfstelliger Betrag gezahlt werden. Die mehr als 70 Bilder stammen aus 30 Sammlungen.
BEGLEITPROGRAMM
Zur „Capri“-Ausstellung gibt es ein umfangreiches Begleitprogrammen. Führungen gibt es an den Sonntagen, am 16. April, 7. Mai und 4. Juni, Beginn jeweils um 11.15 Uhr. Anmeldung erforderlich, Telefon 0 61 73 / 92 94 90 zu den Öffnungszeiten oder per E-Mail, info@kronberger-malerkolonie.com. Zum Eintrittspreis kommen 4 Euro Teilnahmegebühr hinzu. Weitere Führungen für private Gruppen oder Schulklassen sind nach Vereinbarung möglich.
Die Expertenführung mit Dr. Claus Pese findet am Samstag, 13. Mai, von 16.30 bis 18 Uhr statt. Die Gebühr beträgt 4 Euro, zuzüglich des Eintritts; Anmeldung im Museum.
Am Mittwoch, 31. Mai, beginnt um 19 Uhr die Lesung mit Kerstin Holzer „Monascella - Monika Mann und ihr Leben auf Capri“ in Kooperation mit der Kronberger Bücherstube. Eintritt 10 Euro. Anmeldung telefonisch unter 0 61 73 / 56 70 oder per E-Mail an info@kronberger-malerkolonie.com.
Martin Mosebach liest am Mittwoch, 14. Juni, von 19 Uhr aus „Glück auf Capri“. Auch hier kostet der Eintritt 10 Euro. Anmeldung im Museum. red
Die Ausstellung wurde bereits in Dachau gezeigt. In dem Ort bei München gab es im 19. Jahrhundert eine Künstlerkolonie - ähnlich wie in Kronberg. Die Idee zu der Schau geht auf ein Buch von Ruth Negendanck und Claus Pese zurück. Die Autoren spüren in „Zauberinsel Capri“ den deutschen Künstlern nach, die dort zumindest zeitweise lebten oder wirkten. Für Ehrhardt ist klar, dass auch Capri Merkmale einer Künstlerkolonie hat. Das passt zu Kronberg, zumal auch Carl Morgenstern, der mit vielen Kronberger Malern befreundet war, in der Ausstellung vertreten ist.
Spannend sind Werk und Biografie von Karl Wilhelm Diefenbach. Der Künstler lebte im Hier und Jetzt, verschwendete wenige Gedanken an die Zukunft. In seinen Bildern zeigt er ein brillantes Auge für Licht, Schatten und alle Nuancen.
Das größte Bild stammt von Leo von Klenze. Es ist in seiner Klimakiste so groß, dass es nicht durch das Treppenhaus der Villa Winter passt. Deshalb wird es im Erdgeschoss gezeigt.
Die Ausstellung kann bis zum 25 Juni in der Heinrich-Winter-Straße 4 a besucht werden: mittwochs von 15 bis 18 Uhr, samstags von 12 bis 18 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 18 Uhr. An Karfreitag und am 1. Mai ist geschlossen. Der Eintritt beträgt 6 Euro, ermäßigt 5 Euro, Familien zahlen 12 Euro. Kinder bis zwölf haben freien Eintritt.